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Dienstag, 24. Mai 2022
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Roberto González bringt Weltläufigkeit und Winterthurer Geist an das Dirigentenpult im alten Stadthaus. Er hat einen innigen Bezug zur Musik.
Klassik Der neue Dirigent des Musikkollegiums, Roberto González-Monjas, stammt aus Valladolid. Klischees sind da schnell zur Hand: Kastilien, Wein, Blut und Musik. «Ich liebe es, Klischees zu zerstören», sagt der 33-Jährige. Und doch bleiben ihm tiefe Erinnerungen an Kastilien. An die Karfreitags-Prozessionen, an die Männer, die wie der Ku-Klux-Klan mit Spitzmützen durch die Strassen gehen, mit Trommelschlag oder ganz still, an die Gesänge in den Kirchen. «Die riesigen gotischen Kirchen, dieser Klang, diese Religiosität, das ist eine kalte Welt, jedoch einmalig, faszinierend.» Nur täuscht sich, wer meint, in González? Arbeit als Dirigent kastilische Klänge herauszuhören: «Ich habe auch in Salzburg, Rom und London gewohnt. Daneben hatten verschiedene Menschen Einfluss auf mich. Es ist schön, dass man nicht nur vom Geburtsort oder Wohnort definiert wird», sagt er. «Meine musikalische Stimme ist ein grosser Koffer.»
In diesen Koffer hinein gehört auch, dass González schwul ist. «Für mich ist das ganz natürlich. Ich habe einfach einen Mann statt einer Frau an meiner Seite. In Winterthur wird das respektiert. Klar prägt es mich, dass ich schwul bin, so wie es mich prägt, dass ich Musiker bin.» Den musikalischen Stil, den Ausdruck, den er als Dirigent zum Klingen bringt, färbt das seiner Einschätzung nach aber nicht. Es gab sie, die schwulen Komponisten wie vielleicht Schubert oder Chopin, sicher aber Tschajkowski, die ihr Leiden an einer verbotenen Liebe in pathetische Klänge verwandelten. «Die Voraussetzung dafür war die Unterdrückung der Homosexualität damals. Ich selbst habe nichts Geheimes mitzuteilen», sagt González.
Klischees sind oft schlicht wahr. Natürlich wächst an der Ribera del Duero östlich von Valladolid ein Wein von Weltruhm. Natürlich ist der Spanier González jemand, der Wein liebt und kennt. «Musik und Wein sind dasselbe. Beides führt uns auf eine emotionale Reise. Das Erlebnis, eine Flasche Wein zu trinken oder ein Musikstück zu hören, bringt uns an einen neuen Ort.» Laut González verlaufen auch beide Herstellungsprozesse parallel. So wie man aus vergorenem Traubensaft Wein erschafft, erwecken das Orchester und der Dirigent eine für sich genommen tote Partitur zum Leben. Musik ist da, wenn sie gespielt wird. In ihrem Klang vermittelt sie Gefühle. Dabei definiert sie weniger eng als ein Text, was sie ausdrückt. González sagt: «Die Musik ist eine Sprache ohne Worte. Sie öffnet den Raum. Ich erzähle, drücke eine Vision aus, als Vorschlag. Jede und jeder, sei es im Orchester, sei es im Publikum, bringt sein eigenes Gepäck an Gefühlen mit und erlebt diese musikalische Vision anders. Das Zusammenspiel der lebendigen Musik mit den Menschen ist eine wunderbare Liebesgeschichte.»«Ein einzelnes Instrument hat immer beschränkte Möglichkeiten», so González. «Diese gilt es auszuschöpfen, um sie im Orchester zusammen mit anderen zu voller Wirkung zu bringen.» Je mehr man ein Instrument bespiele, desto besser werde es. «Das gelte auch für die Menschen. Sie haben die Chance, sich durch ihre Erfahrung zu verändern. Ich halte nichts vom Zuruf ?bleibe wie du bist?. Nein, suche die bessere Version von dir!» Der Dirigent kommt nochmals auf Kastilien zu sprechen: «Die Menschen in meiner Heimat sind eher zurückhaltend. Sie arbeiten hart, konzentrieren sich dabei auf die Sache und strengen sich an, das Beste herauszuholen. Das ist ihre und meine Philosophie.» Und zugleich die Philosophie des Musikkollegiums. Es ist ein kleines Symphonieorchester. Auch seine Möglichkeiten haben Grenzen. «Daraus machen wir in unserem Orchester eine Stärke. Wir haben ein ungewöhnlich breites Repertoire. Damit sind wir vielseitig.»
Extrem vielseitig sogar. Im Extrakonzert «¡Adelante Roberto!» (vorwärts Roberto) spielte das Musikkollegium Filmmusik von John Williams. Der Amerikaner komponierte die Musik für Dutzende von Hollywood-Streifen: «Star Wars» zum Besipiel, «Schindler?s List» oder «ET». González findet: «Es ist unfair, Kompositionen für den Film einfach als Gebrauchsmusik zu behandeln. Williams ist ein Genie.» Im Extrakonzert zeigte das Orchester des Musikkollegiums eine Szene aus «ET». Sie wurde im Konzertsaal einmal ohne und einmal mit Musik eingespielt. Der Gegensatz überwältigte das Publikum, wie González beschreibt. «Filmmusik prägt sich ein und bringt emotional so viele Menschen zusammen.»
González kam 2013 nach Winterthur. Zuvor reiste er zwischen verschiedenen Städten hin und her und lebte aus dem Koffer. «In bin so froh, dass ich hier meinen Frieden und meine Freunde gefunden habe.» Er macht Winterthur Komplimente, die einen fast schon beschämen können: «In Winterthur gibt es Menschen, die grosszügig sind, ohne es zu zeigen.» Damit verleiht er der Stadt den Ritterschlag. Von den kastilischen Klischees wiederum bleibt noch das Blut. «Blut ist ein Sinnbild dafür, wie ich bin: leidenschaftlich, manchmal sogar explosiv, als Mann und als Musiker. Nichts von mir ist Show. Ich gebe mich voll rein. Denn eines weiss ich: Die Musik hat die Kraft, das Leben zu verändern.»
Christian Felix
Roberto González bringt Weltläufigkeit und Winterthurer Geist an das Dirigentenpult im alten Stadthaus. Er hat einen innigen Bezug zur Musik.
Klassik Der neue Dirigent des Musikkollegiums, Roberto González-Monjas, stammt aus Valladolid. Klischees sind da schnell zur Hand: Kastilien, Wein, Blut und Musik. «Ich liebe es, Klischees zu zerstören», sagt der 33-Jährige. Und doch bleiben ihm tiefe Erinnerungen an Kastilien. An die Karfreitags-Prozessionen, an die Männer, die wie der Ku-Klux-Klan mit Spitzmützen durch die Strassen gehen, mit Trommelschlag oder ganz still, an die Gesänge in den Kirchen. «Die riesigen gotischen Kirchen, dieser Klang, diese Religiosität, das ist eine kalte Welt, jedoch einmalig, faszinierend.» Nur täuscht sich, wer meint, in González? Arbeit als Dirigent kastilische Klänge herauszuhören: «Ich habe auch in Salzburg, Rom und London gewohnt. Daneben hatten verschiedene Menschen Einfluss auf mich. Es ist schön, dass man nicht nur vom Geburtsort oder Wohnort definiert wird», sagt er. «Meine musikalische Stimme ist ein grosser Koffer.»
In diesen Koffer hinein gehört auch, dass González schwul ist. «Für mich ist das ganz natürlich. Ich habe einfach einen Mann statt einer Frau an meiner Seite. In Winterthur wird das respektiert. Klar prägt es mich, dass ich schwul bin, so wie es mich prägt, dass ich Musiker bin.» Den musikalischen Stil, den Ausdruck, den er als Dirigent zum Klingen bringt, färbt das seiner Einschätzung nach aber nicht. Es gab sie, die schwulen Komponisten wie vielleicht Schubert oder Chopin, sicher aber Tschajkowski, die ihr Leiden an einer verbotenen Liebe in pathetische Klänge verwandelten. «Die Voraussetzung dafür war die Unterdrückung der Homosexualität damals. Ich selbst habe nichts Geheimes mitzuteilen», sagt González.
Klischees sind oft schlicht wahr. Natürlich wächst an der Ribera del Duero östlich von Valladolid ein Wein von Weltruhm. Natürlich ist der Spanier González jemand, der Wein liebt und kennt. «Musik und Wein sind dasselbe. Beides führt uns auf eine emotionale Reise. Das Erlebnis, eine Flasche Wein zu trinken oder ein Musikstück zu hören, bringt uns an einen neuen Ort.» Laut González verlaufen auch beide Herstellungsprozesse parallel. So wie man aus vergorenem Traubensaft Wein erschafft, erwecken das Orchester und der Dirigent eine für sich genommen tote Partitur zum Leben. Musik ist da, wenn sie gespielt wird. In ihrem Klang vermittelt sie Gefühle. Dabei definiert sie weniger eng als ein Text, was sie ausdrückt. González sagt: «Die Musik ist eine Sprache ohne Worte. Sie öffnet den Raum. Ich erzähle, drücke eine Vision aus, als Vorschlag. Jede und jeder, sei es im Orchester, sei es im Publikum, bringt sein eigenes Gepäck an Gefühlen mit und erlebt diese musikalische Vision anders. Das Zusammenspiel der lebendigen Musik mit den Menschen ist eine wunderbare Liebesgeschichte.»«Ein einzelnes Instrument hat immer beschränkte Möglichkeiten», so González. «Diese gilt es auszuschöpfen, um sie im Orchester zusammen mit anderen zu voller Wirkung zu bringen.» Je mehr man ein Instrument bespiele, desto besser werde es. «Das gelte auch für die Menschen. Sie haben die Chance, sich durch ihre Erfahrung zu verändern. Ich halte nichts vom Zuruf ?bleibe wie du bist?. Nein, suche die bessere Version von dir!» Der Dirigent kommt nochmals auf Kastilien zu sprechen: «Die Menschen in meiner Heimat sind eher zurückhaltend. Sie arbeiten hart, konzentrieren sich dabei auf die Sache und strengen sich an, das Beste herauszuholen. Das ist ihre und meine Philosophie.» Und zugleich die Philosophie des Musikkollegiums. Es ist ein kleines Symphonieorchester. Auch seine Möglichkeiten haben Grenzen. «Daraus machen wir in unserem Orchester eine Stärke. Wir haben ein ungewöhnlich breites Repertoire. Damit sind wir vielseitig.»
Extrem vielseitig sogar. Im Extrakonzert «¡Adelante Roberto!» (vorwärts Roberto) spielte das Musikkollegium Filmmusik von John Williams. Der Amerikaner komponierte die Musik für Dutzende von Hollywood-Streifen: «Star Wars» zum Besipiel, «Schindler?s List» oder «ET». González findet: «Es ist unfair, Kompositionen für den Film einfach als Gebrauchsmusik zu behandeln. Williams ist ein Genie.» Im Extrakonzert zeigte das Orchester des Musikkollegiums eine Szene aus «ET». Sie wurde im Konzertsaal einmal ohne und einmal mit Musik eingespielt. Der Gegensatz überwältigte das Publikum, wie González beschreibt. «Filmmusik prägt sich ein und bringt emotional so viele Menschen zusammen.»
González kam 2013 nach Winterthur. Zuvor reiste er zwischen verschiedenen Städten hin und her und lebte aus dem Koffer. «In bin so froh, dass ich hier meinen Frieden und meine Freunde gefunden habe.» Er macht Winterthur Komplimente, die einen fast schon beschämen können: «In Winterthur gibt es Menschen, die grosszügig sind, ohne es zu zeigen.» Damit verleiht er der Stadt den Ritterschlag. Von den kastilischen Klischees wiederum bleibt noch das Blut. «Blut ist ein Sinnbild dafür, wie ich bin: leidenschaftlich, manchmal sogar explosiv, als Mann und als Musiker. Nichts von mir ist Show. Ich gebe mich voll rein. Denn eines weiss ich: Die Musik hat die Kraft, das Leben zu verändern.»
Christian Felix
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