Felix Helg
war einer von vielen Besuchern der Seemer Dorfet.
Im Auftrag der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG) vergibt das Kultur Komitee 400 000 Franken für kulturelle Projekte.
Kulturgelder «Wir laden dich ein, Teil des Kultur Komitees zu werden», heisst es im Schreiben im roten Couvert, das 300 Personen aus Winterthur erhalten haben.
Dieses Jahr steht die dritte Durchführung des Kultur Komitees auf dem Programm. «Es geht um Teilhabe an Kulturangeboten», sagt Mia Odermatt. Sie ist Kulturunternehmerin, kuratiert Ausstellungen und schafft kulturelle Erlebnisse. Zusammen in der Co-Projektleitung mit Noemi Scheurer, Kulturvermittlerin und Prozessgestalterin, begleitet sie das Projekt Kultur Komitee.
Wie funktioniert das Ganze? Aus dem Einwohnerregister der Stadt Winterthur sind aus unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen 300 Personen ausgelost worden. Odermatt und Scheurer haben die Briefe in der Einwohnerkontrolle versandfertig gemacht. «Die Adressen dürfen wir nicht einsehen», betonen sie. Innerhalb der Anmeldefrist haben sich rund 40 Personen positiv zurückgemeldet. Das so zusammengestellte Kultur Komitee wird sich zwischen November 2023 und Mai 2024 fünfmal treffen und aus den eingereichten Projekten eine Auswahl treffen. Kunstschaffende, die in Winterthur wohnen, können ihre Projekte vom 8. Januar bis zum 20. Februar 2024 einreichen.
Um Teil des Komitees zu sein, brauchen keine Voraussetzungen erfüllt zu sein. Statt einer Fachjury entscheiden Personen aus der Winterthurer Bevölkerung über die Vergabe der Gelder. «Die Idee stammt von der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG)», sagt Odermatt. Die SKKG finanziert das Kultur Komitee mit viermal jährlich 500 000 Franken, wobei 400 000 Franken für Kulturprojekte zur Verfügung stehen, der restliche Betrag für Projektkosten.
Die SKKG wurde von Bruno Stefanini gegründet und wird von Tochter Bettina Stefanini weitergeführt. Die Stiftung finanziert sich nach eigenen Angaben durch die Erträge aus dem Immobilienvermögen, unter anderem mit dem Ziel, «neue Beziehungsformen zu wagen für mehr Partizipation in Winterthur».
Die Frage, ob das Fördergefäss Kultur Komitee in Konkurrenz zu öffentlichen Geldern stehe, verneinen beide Kulturexpertinnen. «Das Projekt hat weniger den Anspruch strategisch zu fördern, sondern Kulturprojekte für die Stadt Winterthur zu ermöglichen – sowohl von professionellen Kulturschaffenden als auch von Laien. Odermatt und Scheurer sind von der SKKG im Mandat angestellt und wohnen beide nicht in Winterthur. «So ist eine gewisse Unabhängigkeit gewährleistet.» Sie begleiten den Prozess fachlich. «Wir nehmen keinen Einfluss auf das Resultat», sagen beide.
«Es ist schön zu sehen, wie die unterschiedlichen Personen ihre Interessen in das Projekt einbringen», sagt Scheurer. Sei es ein Architekt oder eine Pensionierte. Die unterschiedlichen Lebensrealitäten fänden Eingang in die Kulturprojekte. Die Idee dahinter: mehr Menschen an der Kultur beteiligen. «Wir nennen es ein Wagnis», sagt Prozessgestalterin Scheurer.
Claudia Naef Binz
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