Christian Breiter
hat im "Strauss" seine neue Kunstausstellung lanciert.
Bratschistin Christina Ebersohl-Van Scyoc und Seif El Din Sherif (v.l) während der Proben. Bild: Claudia Naef Binz
In der dritten Ausgabe der Facettenkonzerte präsentiert das Konservatorium Winterthur Kompositionen, die Welten verbinden.
Klassik Der Programmflyer des Facettenkonzerts verspricht ein innovatives Programm, von der Wende des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart, mit dem westlichen Komponisten Dimitri Schostakowitsch und dem ägyptischen Gamal Abdel-Rahim. Zudem lässt sich die Uraufführung von «Today and Yesterday» des Komponisten Sherif Mohie Eldin erleben.
«Bei den Facettenkonzerten handelt es sich um eine Konzertreihe», sagt Seif El Din Sherif, Pianist und Lehrer am Konservatorium Winterthur im Gespräch mit der Redaktion. «Ein Lehrer des Konservatoriums gibt jeweils ein Konzert, manchmal allein, jedoch oft mit einem musikalischen Gast», erklärt El Din Sherif die Idee der Reihe.
Sein Gast ist die Bratschistin Christina Ebersohl-Van Scyoc aus den USA, auch sie hat sich zwischen den Proben Zeit für ein paar Fragen genommen. «Es braucht viel Planung, die Vorbereitungen für das Konzert laufen seit zwei Jahren», sagt sie.
«Die ägyptische Musik habe ich über einen Kollegen während meiner Zeit bei der US-Army als Arabisch-Linguistin entdeckt», sagt sie. Danach habe sie sich während ihrem Musikstudium auf die Suche nach ägyptischer Klassik gemacht. «Ich fand nur eine einzige Musikaufnahme.»
Bei ihrer Online-Recherche stiess sie schliesslich auf den Pianisten El Din Sherif in Winterthur. Dessen Lebenslauf auf der Website offenbart, dass er in Kairo geboren wurde, im Alter von 12 Jahren Klavier zu spielen begann und ein Studium in Leipzig, Amsterdam und Köln anschloss. Seit 2019 ist er im Kanton Zürich tätig und hat sein Solistendiplom und einen Master in Musikpädagogik an der ZHdK abgeschlossen.
Gemeinsam machten sich die beiden auf die Suche nach Kompositionen und wurden fündig. «Wir wollen die verschiedenen Musikwelten miteinander verbinden», so der Pianist.
«Es gibt ägyptische Kompositionen, also spielen wir sie», sagt Ebersohl-Van Scyoc. «Allerdings handelt es sich um hochkomplexe Werke», wirft ihr Kollege ein und greift zum Notenheft der Komposition von Gamal Abdel-Rahim. «Hier sind sehr viele Taktwechsel vorgesehen, das ist schwierig zu spielen.»
Umso anspruchsvoller ist dies für Ebersohl-Van Scyoc, die 2015 erblindet ist. Mit dem Computerprogramm «Dancing Dots» lässt sie sich die Noten diktieren. «Ich habe das ganze Konzertprogramm auswendig gelernt», sagt sie.
Zwischen den drei Komponisten, die am Abend zu hören sein werden, besteht eine Verbindung: «Dimitri Schostakowitsch traf Gamal Abdel-Rahim 1932 in Kairo an einem Komponistenkongress und Sherif Mohie Eldin war Schüler von Gamal Abdel-Rahim, beide sind Ägypter», sagt der Pianist. Eine weitere Gemeinsamkeit bestehe darin, dass alle drei in Diktaturen aufgewachsen sind. «Die drei Komponisten hatten eine Last auf den Schultern zu tragen, das ist in ihrer Musik spürbar», so El Din Sherif.
Mit ihrem Programm werden die beiden Musiker auch in Ägypten und den USA auftreten. Vorerst steht jedoch das Konzert am Konservatorium auf dem Programm. Für diejenigen, die meinen, keinen Zugang zur Klassik zu haben, sagt Ebersohl-Van Scyoc: «Alle, die Filme lieben, hören bereits ganz viel klassische Musik.»
Claudia Naef Binz
Facettenkonzert III: Ägyptische
Kompositionen – West meets East
Seif El Din Sherif, Klavier – Christina Ebersohl-Van Scyoc, Bratsche
Freitag, 8. November, 19 Uhr
Konservatorium Winterthur
Eintritt frei – Kollekte
www.konservatorium.ch
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