Andreas Würmli
erhält den Pokal für die beste Winti-Wurst.
Games, so nennt man die Versuche, über eine Grenze zu gelangen. Illustrator Patrick Oberholzer zeichnet die Wege von Flüchtenden nach.
Comic-Debüt «Der Begriff Games ist durchaus zynisch», sagt Patrick Oberholzer, «aber er ist während den Interviews immer wieder vorgekommen.» Es gehe dabei weniger um ein Spiel, sondern vielmehr darum, auf der Flucht sein eigenes Schicksal zu testen. Man könne ein Game gewinnen, aber auch verlieren.
Auf das Thema ist Oberholzer zufällig gestossen. «An einer Geburtstagsfeier bin ich mit einem Geflüchteten aus Afghanistan ins Gespräch gekommen.» Dieser erzählte von sich aus von seiner Flucht. «Ich hätte mich nicht getraut, ihn darauf anzusprechen.»
«Schon längere Zeit wollte ich einen Comic machen und war auf der Suche nach einem Thema.» Es durfte durchaus ein düsteres sein. «Es ist mir jedoch wichtig, keine politische Meinung zu transportieren.»
Eine junge Frau und vier junge Männer aus dem krisengeschüttelten Afghanistan berichten von ihren Erfahrungen auf der Flucht nach Europa. Die Graphic Novel besticht durch ihre sachlichen Texte sowie Zeichnungen, die eine eigene grafische Sprache sprechen. Das Böse erscheint in einer ästhetischen Form. Ungewöhnlich ist die Kombination von Sachbuch und Comic. «Ich wollte etwas Neues ausprobieren, lernen, recherchieren und Wissen vermitteln.» Ein Konzept, das den deutschen Comic-Verlag Splitter auf Anhieb überzeugte.
Mithilfe von Sozialämtern fand Oberholzer Betroffene, die Auskunft geben mochten. «Diese habe ich zu Interviews getroffen und ihre Aussagen soweit wie möglich überprüft.» Dafür habe er Berichte und Statistiken der Uno, von Institutionen und vom Bund gelesen sowie Videos gesichtet, die Flüchtende auf Youtube und Tiktok gestellt haben.
Bekannt wurde Oberholzer durch seine sommerliche Briefmarkenserie für die Schweizer Post. Bereits als Kind hatte er viel gezeichnet. Er studierte an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) Visuelle Kommunikation und Grafikdesign und arbeitete in einer Werbeagentur, dort kam das Zeichnen aber zu kurz. Vor sieben Jahren machte er sich deshalb selbstständig, denn: «Zeichnen ist mein Ding.»
Claudia Naef Binz
Patrick Oberholzer
Games – Auf den Spuren der Flüchtenden aus Afghanistan
Verlag Splitter
ISBN 978-3-98721-253-6
www.patrick-oberholzer.ch
www.splitter-verlag.de
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