MG Grace
ist an zwei Gospelkonzerten zu hören.
Künstlerin Taina gestaltet die Wand am Bahnmeisterweg neu. Sie nimmt das Winterthurer Wappen liebevoll auf die Schippe.
Im Namen der Katze «Am liebsten würde ich mich hinter meiner Kunst verstecken», sagt die Streetart-Künstlerin Taina, und deutet auf das soeben vollendete Kunstwerk. Sie hat die Ausschreibung von House of Winterthur gewonnen und durfte die Wand am Bahnmeisterweg am Rand des Sulzerareals neu gestalten. Die Medien waren eingeladen, das Werk zu begutachten. «Sich hinter einer Wand zu verstecken, das ist gar nicht mal so einfach», sagts und stellt sich vor die bemalte Wand. Die Künstlerin trägt eine Latzhose, auf der sich Katzen in bunten Farben tummeln, sodass sie geradezu mit ihrem Bild verschmilzt und das Verstecken doch irgendwie funktioniert. «Ich habe schon in Kinderabteilungen reklamiert, warum die farbenfrohen Kleidungsstücke nicht für Erwachsene erhältlich sind, aber ohne Erfolg. Ich liebe Farben, auch bei Kleidern.»
Apropos Farben: «Diese Wand ist mit Roller und Pinsel entstanden.» Es handle sich um Fassadenfarbe für den Aussenbereich auf Wasserbasis. «Diese professionelle Farbe habe ich beim Maler gekauft, für ein Vermögen», sagt die Künstlerin. Sie zückt ihr Handy und öffnet eine Datei mit den Logo-Farben der Stadt. «Das originale Winterthur-Rot habe ich extra nach Angaben der Stadt im Malergeschäft mischen lassen.»
Beim Malen muss man es laut Taina nehmen, wie es kommt. «Am Montag ist es geflossen, deshalb habe ich auch kein Mittagessen eingenommen.» Von 9 bis 20 Uhr habe sie gemalt. «Dafür war ich heute schon um 15 Uhr fertig.» Knapp drei Tage habe sie für die Wand gebraucht.
«Dies ist die vierte Ausführung des Projekts am Bahnmeisterweg», sagt Alessia Baumgartner, Projektleiterin Marketing und Kommunikation bei House of Winterthur.
«Die einzige Voraussetzung der Ausschreibung ist jeweils, dass die Liebe zu Winterthur zum Ausdruck kommt», sagt Baumgartner. «Den Kunstschaffenden wird viel Freiheit gewährt.» Jedes Jahr werde ein anderer Stil auserkoren, um Abwechslung zu gewährleisten. «Viele Leute kommen an diesem Werk Tag für Tag vorbei.» Die Auswahl erfolge mittels Referenzen. Taina habe eine Skizze eingereicht, die eigentlich nicht verlangt war. «Die Skizze mit den zwei roten Katzen ist jedoch farblich herausgestochen, die Idee, das Wappen der Stadt mit zwei Katzen auf die Schippe zu nehmen, hat gecatcht», sagt Baumgartner.
Taina – der Name wird mit einem weichen «D» ausgesprochen – ist 1977 geboren und in Zuzwil aufgewachsen. Sie lebt seit 15 Jahren in Zürich. Da ihr Vater eine Lehre bei Sulzer gemacht habe, habe sie die Entwicklung des Areals verfolgt und gehofft, eines Tages hier wohnen zu können. Leider entsprächen die Wohnungen nicht ihrer Preislage. «Umso erfreuter bin ich, dass ich auf diesem Areal eine grosse Wand gestalten darf. Zur Streetart kam Taina vom Vorkurs der Gestaltung über die Pop-Art-Malerei, inspiriert von Warhol und Lichtenstein. Bei ihrer Kunst kommen Katzen in allen Variationen vor. Gelernt habe sie Polydesign 3D, was der ehemaligen Dekorateur-Lehre entspreche.
«Ich habe finnische Wurzeln, diese prägen mich stark.» Sie möge die Natur, Fabelwesen und skandinavisches Design in seiner Schlichtheit. «Meine Streetart ist flach, und zwar nicht im Sinn von langweilig, sondern im Sinn von plakativ. Dies unterscheide sie von anderen Streetart-Künstlern. Streetart sei oft politisch, jedoch nicht bei ihr. «Meine einzige politische Botschaft ist die, gut drauf zu sein. Meine Kunst soll die Leute fröhlich machen.»
Claudia Naef Binz
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