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ist an zwei Gospelkonzerten zu hören.
Das Kunst Museum Winterthur zeigt abstrakte Malerei aus Privat- und Museumsbesitz. Bildhauer Michael E. Smith interveniert mit Skulpturen.
Kunst Basketbälle, Angelruten und Tennisbälle haben einiges gemeinsam: Sie alle avancieren zum Kunstwerk, vorausgesetzt, sie werden von Michael E. Smith dazu auserkoren und räumlich gruppiert.
Aus vermeintlich banalen Alltagsgegenständen schafft der 1977 in Detroit, USA, geborene Künstler Michael E. Smith Skulpturen. «Der Künstler ordnet die gesammelten Objekte immer wieder neu an», sagt der Kurator der Ausstellung, Lynn Kost am Medienrundgang vom 1. Februar, zwei Tage vor Ausstellungsbeginn. «Alle Skulpturen der Ausstellung sind eigens für die Ausstellung im Kunst Museum Winterthur entstanden.»
Gleichzeitig zeigt das Kunst Museum Winterthur in den Räumen des Erweiterungsbaus die Ausstellung «Von Gerhard Richter bis Mary Heilmann – Abstrakte Malerei aus Privat- und Museumsbesitz».
«Die Sammlung moderner Kunst und die aktuellen Ausstellungen greifen ineinander», sagt Konrad Bitterli, Direktor des Kunst Museums Winterthur. Grundlage bilden die hauseigenen Sammlungsschwerpunkte der Malerei und der Skulptur. Die Malereiausstellung schliesst an die Ausstellung «Frozen Gesture» von 2021 an. Sie konzentriert sich auf Entwicklungen der 1980er- und 1990er-Jahre und wurde durch eine Dauerleihgabe zahlreicher Gemälde der Stiftung Kienzle Art Foundation aus Deutschland und privater Leihgeber erweitert.
Als Beispiel für die Malerei der Postmoderne dient Gerhard Richter. «Dieser bewegt sich zwischen den Genres», so Bitterli. Von Christoph Rütimann ist Hinterglasmalerei zu sehen. Diese sei entstanden, indem Farbe auf das Glas gegossen wurde, als malerische Geste. «In der Malerei schien bereits alles ausprobiert worden zu sein, und sie fühlte sich für viele Künstler als Sackgasse an. Rütimann reagierte darauf mit Dekonstruktion», sagt Lynn Kost.
Das Kunst Museum Winterthur verfügt nach eigenen Angaben über eine bedeutende Skulpturensammlung und verfolgt deshalb die neuesten Entwicklungen dieser Gattung aufmerksam. Das Museum hat daher den Bildhauer Michel E. Smith dazu eingeladen. «Mit seinen Skulpturen reagiert er auf die Malerei und gibt ihnen einen zusätzlichen Dreh, das Publikum sieht durch die ungewöhnlich positionierten Objekte und die unkonventionellen Farbkombinationen auch die Gemälde in neuem Licht», sagt Bitterli. «Das lässt sich bereits sehr gut nachvollziehen, obwohl die Ausstellung noch nicht ganz fertig ist.»
Michael E. Smith habe mit seinen aus wenigen Objekten kombinierten Readymades eine eigene skulpturale Sprache entwickelt. «Der Künstler spürt Alltagsobjekte auf und prüft diese auf die Fähigkeit als Kunstobjekt», sagt Kurator Kost. «Dieser langwierige Prozess ist die Grundlage seiner Werke.» Smith sammelt dafür grosse Mengen an Material. Dieses sortiert er in seinem Studio in einem Raum aus. Anschliessend kombiniert er ausgewählte Objekte. Er stellt sie für sich selbst in einem zweiten Raum aus und überprüft damit, ob sie das Zeug zur Skulptur haben. «Die Kunst von Smith lebt zu grossen Teilen von diesem Filterprozess», so Kost.
In einem Raum befindet sich eine Werkzeugkiste. «Dies ist eine typische Werkzeugkiste für Handwerker, wie sie in den USA auf einen Truck geschraubt werden. Man stolpert geradezu über das eine oder andere Objekt von Michel E. Smith», sagt Bitterli. «Die Oberfläche mit der roten Farbe hat einen malerischen Effekt. Dabei ergeben sich auch Anknüpfungspunkte zur Malerei der Ausstellung.» Laut Bitterli kommt Smith von der Malerei, hat sich jedoch davon abgewendet.
Zu reden gibt beim Rundgang eine Gruppe von Kinderstühlen, als diese als Kunstwerke vorgestellt werden. «Die Stühle sind von aussen für Passanten nicht sofort als Kunstwerk erkennbar, es könnte sich auch um Mobiliar handeln. Betritt man die Ausstellung aber, werden sie in Beziehung zur Malerei daneben als Skulptur interpretiert», sagt Kost. «Die Stühle dürfen für die Kunstvermittlung mit Schulklassen aber als Sitzgelegenheiten verwendet werden und wechseln also immer wieder ihre Funktion.»
«Für uns war diese Ausstellung eine Herausforderung», so der Kurator. «Smith will autonom arbeiten.» Er habe während rund zehn Tagen die Ausstellung gestaltet. Die Kuratoren hielten sich möglichst zurück. «Manchmal haben wir aber ein Objekt kommentiert, das wir für vollendet und besonders gelungen hielten. Doch prompt befand es sich am nächsten Tag an einem anderen Ort», so Kost. «Oder das Objekt war gleich ganz weg», ergänzt Bitterli. Der Reduktion der Objekte und der ständigen Überprüfung ihrer Platzierung widme Smith viel Zeit. So auch dem Raum mit den zwei grossen Teppichen und den Laser-Beamern. «Obwohl der Raum zu Beginn mit vielen Alltagsgegenständen gefüllt war, wurde er schliesslich mit minimalen Mitteln bespielt.»
Angekündigt worden ist der Ausstellungsrundgang in Anwesenheit des Künstlers. Dieser ist vorerst nirgendwo zu sehen; er erscheint schliesslich wie ein zufälliger Besucher. Den Erwartungen der Anwesenden entzieht sich Michael E. Smith weitgehend. Und bespielt so auch in dieser Hinsicht die Leere.
Claudia Naef Binz
3. Februar – 28. April 2024
Michael E. Smith
Von Gerhard Richter
bis Mary Heilmann –
Abstrakte Malerei aus Privat-
und Museumsbesitz
Kunst Museum Winterthur
Museumstrasse 52
www.kmw.ch
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