Astrid Künzler
ist Gesamtleiterin des Tanzfest Winterthur.
Frackwoche
Zwei ziemlich junge Herren in Zylinder und Frack fahren auf einem seltsamen Gefährt durch die Stadthausstrasse. Das Farbbild ist ausgebleicht und zeigt ein Stück Vergangenheit: Das Foto stammt aus dem Jahr 1964. Damals wie heute weiss man in Winterthur sofort, was los ist, wenn junge Männer in Frack und Zylinder durch die Strassen ziehen. Die Frackwoche des Technikums hat begonnen. Es ist die einzige grosse traditionelle Schlussfeier an einer Hochschule im Kanton Zürich. In den 1950er-Jahren wollte laut Zeitzeugen ein Direktor des Technikums der Sache ein Ende bereiten. Er stiess sich an den absolut verkehrsuntauglichen Wagen und Karren, mit denen die Studenten durch die Stadt fuhren. Es war der damalige Stadtpräsident Hans Rüegg, der rettend eingriff, die Strassen der Stadt sperren liess und für die Karren einen Umzug mit fester Route organisierte. Heute ist die Frackwoche vor allem eine Festwoche am Ende der Unterrichtszeit. Der Umzug findet dann nach den Prüfungen im Juli statt. Dieses Jahr stehen zum ersten Mal Fräcke auch Frauen zur Verfügung. Die historischen Biedermann-Kleider der Frauen wiederum können auch die Männer tragen. Doch hat dieses Jahr noch kein Mann ein solches Kleid bestellt. «An den Festen aber kommt es vor, dass Männer und Frauen ihre Kostüme tauschen», sagt Luca Neyer vom Verein Frackwoche.
Christian Felix
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