Astrid Künzler
ist Gesamtleiterin des Tanzfest Winterthur.
Die Tagesklinik bietet zehn Plätze für Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren. Symbolbild: ipw / Niklaus Spörri
Die neue Tagesklinik für Jugendliche der Integrierten Psychiatrie Winterthur – Zürcher Unterland soll die Akutstation entlasten.
Winterthur Die Integrierte Psychiatrie Winterthur – Zürcher Unterland (ipw) hat am 1. November eine neue Tagesklinik für Jugendliche in Winterthur eröffnet. Die Klinik befindet sich an der Schlosstalstrasse in Winterthur in unmittelbarer Nähe der Klinik Schlosstal und ergänzt die bestehenden stationären und ambulanten Jugendangebote. Diese setzen sich aus einer Akutstation sowie jeweils einer Therapiestation für Jugendliche und junge Erwachsene bis 25 Jahre zusammen, dazu kommen zwei Beratungsstellen, eine davon in Winterthur. Erst im Februar wurde das stationäre Angebot um zwölf Plätze aufgestockt.
Die Tagesklinik bietet Platz für zehn Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren. Mit individuell definierten Tagesprogrammen werden beispielsweise Teenager mit Angst- und Panikstörungen, Depressionen, Anpassungs- und Persönlichkeitsstörungen oder Schulabsentismus behandelt. Der Plan, eine Tagesklinik für Jugendliche zu eröffnen, sei vor etwa einem Jahr entstanden, sagt Sabine Weber auf Anfrage. Sie ist leitende Psychologin der Akutstation für Jugendliche der ipw. Für diese Altersgruppe bestehe eine hohe Nachfrage nach Angeboten; dem wolle man mit der neuen Klinik begegnen. Die Nachfrage nach psychiatrischer Versorgung für Jugendliche steige nämlich seit einigen Jahren an. «Das wurde nicht nur in der Schweiz, sondern auch im nahen Ausland, etwa in Deutschland, beobachtet», so die Psychologin.
Im Rahmen der Covid-19-Pandemie wurde viel zur psychischen Gesundheit von Jugendlichen berichtet, etwa, dass die Einschränkung des sozialen Lebens sie belasten würde. Doch: «Die Zahl Jugendlicher, die psychiatrische Versorgung benötigen, steigt nicht erst seit Corona an.» Die aus der Pandemie resultierenden Massnahmen hätten Jugendliche allerdings besonders belastet und seien daher der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen und auch das «bereits überlastete System» völlig an den Anschlag gebracht habe.
Für die bereits vor der Pandemie angestiegenen Zahlen gibt es gemäss Sabine Weber vielerlei Gründe, darunter beispielsweise hohe Anforderungen in der Schule – enden die Schulferien, verzeichnet die ipw jeweils wieder mehr jugendliche Patienten – oder Social Media. Aktuell würden die Teenager auch die drohende Energiekrise sowie insbesondere der Krieg in der Ukraine verunsichern und belasten.
Interne Erhebungen der ipw weisen zudem darauf hin, dass die Zahl an Jugendlichen, die stationär oder ambulant behandelt werden müssen, in den kommenden Jahren weiter ansteigen werden.
«Mit dem neuen Angebot sprechen wir Jugendliche an, die nach einer stationären Akutbehandlung weitere Begleitung und Stabilisierung brauchen», sagt die Psychologin. Das teilstationäre Angebot entlaste die stark nachgefragten Angebote der Akutstation für Jugendliche. Durch die Tagesklinik wird auf der Akutstation Platz frei und die Jugendlichen müssen nicht auf Erwachsenenstationen warten, bis ein Platz frei wird. Die Tagesklinik richtet sich auch an Teenager, die keinen stationären Aufenthalt hinter sich haben, bei denen eine ambulante Behandlung jedoch nicht ausreicht.
Ein Tag in der neuen Klinik beginnt für die Jugendlichen um 8.30 Uhr, sagt Sabine Weber. Montags werden nach dem gemeinsamen Start die individuellen Wochenziele der Patienten formuliert. Anschliessend finden Unterricht in der Klinikschule, Gruppen- und Einzeltherapien statt, auch wird gemeinsam zu Mittag gegessen. Der Tag endet jeweils um 16.30 Uhr. Ein Programm dauert für die jungen Patientinnen und Patienten drei bis sechs Monate, aktuell sind gemäss der leitenden Psychologin noch Plätze in der Tagesklinik frei.
Larissa Jurczek
Weitere Informationen:
www.ipw.ch
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