Astrid Künzler
ist Gesamtleiterin des Tanzfest Winterthur.
Der Verein Köhlerei Andelbach ist im Zeitplan. Im Wald bei Ricketwil sind die Vorbereitungen für den Aufbau des Meilers voll im Gange.
Ricketwil/Winterthur Jeweils im Frühjahr verwandeln besondere Menschen im Wald oberhalb von Ricketwil Baumstämme zu schwarzem Gold. Diese komplexe Verwandlung von Holz zu Kohle geschieht während einigen Wochen und erfordert grosses Fachwissen und genaues Arbeiten. Zuständig für den Kohlenmeiler ist der Verein Köhlerei Andelbach. Der 66-jährige Köhler Peter Dietschweiler: «Anfangs wird gesägt, gespalten, geklopft, gebaut, geräuchert und geschwitzt.» Hier wird noch ein uraltes Handwerk gepflegt, das vom Aussterben bedroht ist – nämlich das «Köhlern».
Peter Dietschweiler ist ein begeisterter Köhler. «Spannend ist, wie man ohne Fremdenergie aus Holz Holzkohle machen kann. So bauen wir einen 50-Ster-Holzmeiler auf, mit einer Höhe von drei Metern und einem Durchmesser von sieben Metern. Diesen decken wir mit Reisig zu und tragen eine Schicht Löschi (Kohlestaub und Kohlegriess) auf, damit er luft- und wasserdicht wird.» Gemäss Dietschweiler werden dann zwei bis drei Schaufeln Glut in das «Füllihuus» (Anzündschacht in der Mitte des Meilers) gekippt. «Es gilt nun, den Meiler so zu pflegen, dass er mit rund 500 Grad Celsius über mehrere Tage so regelmässig wie möglich durchkohlen kann. Dieser Vorgang braucht eine gute Portion Arbeit und Gespür.» ein Bruder Beat hat 2005 mit dem Verein Läbesruum das Projekt «Köhlern» ins Leben gerufen. 2014 gründete er den Verein «Köhlerei Andelbach». «Ein Jahr später half ich ihm bei den Holzarbeiten für den Meiler 2015 und mich hat es einfach gepackt, mich zum Köhler auszubilden.»
Ein Köhler muss ein feines Gespür haben und viele Erfahrungen sammeln. Jeder Meiler muss exakt aufgebaut werden, da er je nach Wetter, Wind und Temperaturen unterschiedlich reagiert. «Der Köhler muss bereit sein, mehrmals pro Nacht aufzustehen, weil während dem 14-tägigen Verkohlungsprozess alle zwei bis vier Stunden am Meiler gearbeitet werden muss», sagt Peter Dietschweiler. Viel Lob erhält der Verein von seiner Kundschaft. «Wir hören immer wieder, dass unsere Kohle die beste sei.» Der Verein ist natürlich auf Unterstützung angewiesen, sei dies finanziell oder mit Helferdiensten.
Ein Höhepunkt ist das grosse Köhlerfest am 8. Mai von 10 bis 18 Uhr. «Man kann live miterleben, wie der Meiler vor sich hin räuchelt und wie an ihm gearbeitet wird. Die Kids können sich als Nagelschmied versuchen und ihren eigenen Nagel schmieden. Für das leibliche Wohl ist ebenfalls gesorgt – es gibt Köhlerwürste, Köhlerbier, Wein, Köhlerkaffee und hausgemachte Kuchen. Bei schlechtem Wetter wird ein grosses Zelt aufgestellt.
⋌Robert Blaser
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