Henri Guttmann
erteilt der Filmfamilie in «Wir Eltern» therapeutische Ratschläge.
Vor dem Bildschirm und auf dem Rasen dem Fussball verbunden: Der FCW-eSportler Rico Hölzel. duf
Mit dem Fifa-Spieler Rico Hölzel steigt der FCW in die eSports-Branche ein. Der Winti-Fan wird für den Club online und an Turnieren antreten. Heute präsentiert ihn der Club an der Winti-Mäss.
Fussball Der Trend ist in der Schweiz noch nicht sehr etabliert. Der FCW will dies nun ändern und in die eSports-Branche einsteigen. Gemeint sind damit Wettkämpfe an Computer- und Konsolen. Passend zur Kernkompetenz des FCW, dem Fussball, hat der Verein dafür den Fifa-Spieler Rico Hölzel engagiert, der künftig an Online- und Offline-Turnieren für den FCW antreten wird. Damit zieht der Winterthurer Traditionsverein einzelnen Klubs wie dem FC Basel, St. Gallen und Lausanne Sports nach, die bereits eSports-Spieler angestellt haben.
Jedoch würden diese noch mit der Akzeptanz in ihrer klassischen Fussballfanszene kämpfen, sagt FCW-Geschäftsführer Andreas Mösli. «Beim FCW ist man sich der Problematik bewusst und ein Engagement im eSports muss deshalb authentisch und nachvollziehbar sein. Sonst entsteht rasch der Eindruck eines reinen kommerziellen Marketingtools.»
Mit der Verpflichtung des Fifa-Spielers wolle man einerseits das soziale Engagement und die Fanarbeit weiter fördern, sagt Mösli: «Andererseits war für die Verpflichtung massgebend, dass wir damit neue Trends aufnehmen und diese von unserem Umfeld getragen werden.» Mit der Verpflichtung von Ricone, so der Spielername von Rico Hölzel, sei das gelungen. So soll der 27-Jährige nicht nur an Wettkämpfen, sondern auch am Clubleben teilnehmen und auf der Schützenwiese mit Events für und mit den Fans präsent sein. Verbunden ist Hölzel dem Fussball schon ein Leben lang. Der aus Deutschland stammende FCW-Fan lernte das Kicken als Jugendlicher bei Energie Cottbus und spielt seit er vor zehn Jahren in die Schweiz nach Rorbas gezogen ist beim dortigen FC Embrach im Mittelfeld.
Auch dem virtuellen Fussball-Game Fifa hat er sich schon im Kindesalter verschrieben. «Mit der Zeit merkte ich, wie es immer besser lief und nahm schon bald an meinen ersten Online-Turnieren teil», erzählt Hölzel. So lernte er auch Thomas Temperli, einer der erfolgreichsten Schweizer Fifa-Spieler kennen, knüpfte erste Kontakte und wird nun auch bereits von dessen Agentur supportet. Um sich selbst bekannter zu machen und den Trend gleichzeitig in der Schweiz voranzutreiben, fragte er beim FCW an. «Ich war überrascht, wie sehr die Idee auf Interesse stiess», so der 27-Jährige. Als Fan des Vereins ist er schon seit Jahren regelmässig auf der Schützenwiese anzutreffen und unterstützt nun das Team also neuerdings nicht nur noch von den Rängen, sondern auch auf dem virtuellen Rasen.
Seit über einem Jahr trainiert er rund zwei Stunden täglich. Dies beinhalte aber nicht nur reine Spielzeit. «Nach jedem Spiel analysiere ich auch meine Fehler, überdenke meine taktischen Einstellungen oder perfektioniere die eingespielten Automatismen.» Dafür konzentriere er sich manchmal bei einem Match beispielsweise auch mal nur auf technische Finessen, wie das Antäuschen von Schüssen, ohne dass dabei das Ergebnis relevant sei. Sein Training gehe aber weit über solche technische Fähigkeiten wie Tricks und Körpertäuschungen hinaus, sagt Hölzel: «Es geht auch um die Formation, den taktischen Ausgleich und darum, unnötige Ballverluste zu vermeiden.»
Am Wochenende nehme er zudem an der Weekend-League teil, bei der man gegen die besten Gamer spiele und seinen weltweiten Rang verbessern könne. «Da spiele ich schon mal 30 Mätche in zwei Tagen.» Im sogenannten Ultimate Team Modus verwendet Hölzel jeweils sein selbst zusammengestelltes Team, das von Sieg zu Sieg mit besseren Spielern aufgewertet werden kann. Zudem existieren auch Turniere, bei denen alle Teams genau die gleiche Wertung aufweisen. «Dann zählt effektiv nur die individuelle Leistung.»
Trotzdem der eSport noch ein unentgeltliches Hobby ist, fehlt Hölzel weder Motivation noch Zeit. «Für mich ist es eine Herzensangelegenheit, das Business voranzutreiben. Nur schon, dass ich so weit gekommen bin, ist ein Erfolg», so der Deutsche. Dass er nicht nur auf dem virtuellen, sondern auch dem realen Fussballrasen steht, helfe ihm stets. «Man generiert ein besseres Denken und Verständnis für das Spiel», sagt der Mittelfeldspieler. Gelernt habe er dadurch zudem etwas, das viele Hobby-Fifa-Spieler vermissen lassen: Seine Emotionen trotz der drohenden Niederlage in Zaum zu halten.
Nach dem Sieg von diversen Online-Turnieren hofft Hölzel nun, bald an der Schweizermeisterschaft teilnehmen zu können und in der Top 4 zu landen. An der heute startenden Winti-Mäss wird der gelernte Elektroplaner nun erstmals öffentlich mit dem FCW auftreten. In der Sportarena können sich Game-Fans mit dem Fifa-Profi an der Konsole oder weiteren Aktivitäten messen. Zudem ist er morgen mit Davidé Calla zu Gast im Talk am Tele Top-Stand.
Fabrice Dubler
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