Astrid Künzler
ist Gesamtleiterin des Tanzfest Winterthur.
Heini Waser spielte in den
Fussball Mit einer Woche Verspätung stieg der FC Winterthur am letzten Sonntag in die Rückrunde der Super League und blieb in Bern gegen YB bei der 1:5-Niederlage wie schon im Heimspiel chancenlos. Heini Waser hingegen hat gute Erinnerungen an die Young Boys. Er bestritt gegen diesen Gegner sein erstes NLA-Spiel – vor 62 Jahren. 9000 Zuschauer sahen 1960 auf der Schützi ein 2:2. Als 12-Jähriger war Waser dem FC Phönix beigetreten, wo er vier Jahre später als ZKB-Lehrling im Fanionteam debütierte und anschliessend vom FCW rekrutiert wurde. Die damaligen NLA-Akteure erhielten 80 Franken pro Sieg, 40 Franken für ein Unentschieden – bei Niederlagen gingen alle leer aus. Pro Trainingsbesuch gab es 5 Franken zusätzlich. Ende Monat konnte das Geld auf dem Sekretariat des Vereins in Lohntüten abgeholt werden, ähnlich wie lange im Militär üblich. Dazu gab es pro Spieler je ein Paar Lauf- und Stollenschuhe für die ganze Saison. «Andere Zeiten», fasst es der heute 83-jährige Heini Waser lachend zusammen. Ebenfalls anders gestalteten sich die Reisen zu den Auswärtspartien. Einen Car gab es nicht – das Team reiste per Zug kreuz und quer durch die Schweiz. Auf dem Heimweg und beim Znacht intonierten die Spieler das FCW-Lied.
Ja der FCW, der geht nicht unter,
ja der FCW, der bleibt bestehn;
und wenn der ganze Sportplatz unter Wasser steht,
ja der FCW, der bleibt bestehn.
Er lebe hoch, er lebe hoch,
er lebe dreimal hoch, er lebe hoch!
«Wir sangen das Lied gerne und mit Inbrunst», erzählt Waser nach einer gesanglichen Kostprobe. Doch die Zeiten änderten sich. Als die älteren Spieler den Verein verliessen, nach dem zwischenzeitlichen Abstieg in die NLB neue Stars zum Team stiessen und Mitte der 60er-Jahre die Professionalisierung Einzug hielt, geriet das Musikstück in Vergessenheit. «Von der Generation um Max ‹Mannix› Meili und Timo Konietzka konnte das Lied schon keiner mehr», bedauert Waser, der bei seiner Bank Prokurist wurde und dieser bis zur Pensionierung treu blieb. «Für eine Profilaufbahn als Fussballer war ich nicht gut genug», sagt er – spielte aber noch sechs Saisons für Frauenfeld in der 1. Liga und weitere sieben Jahre beim FC Wülflingen und SC Veltheim.
Und der Torwart auf der Lauer,
schaut bedenklich drein ja drein,
doch die Backs stehn wie ne Mauer,
hauen alles kurz und klein.
Heini Waser hat den kompletten Text des Liedes ausgedruckt, Noten dazu gibt es aber nicht. «Es müsste neu aufgenommen werden – ich bin gerne bereit, es jemandem vorzusingen», sagt Waser und ist sicher, dass das Lied in modern aufgemachter Form noch heute populär wäre. «Wenn Ruedi Kern das Lied über die Stadionanlage laufen liesse, bin ich sicher, dass die Bierkurve mitsingen würde.»
Wer sich dazu berufen fühlt, ein Stück FCW-Erbgut neu aufleben zu lassen, kann sich bei der Redaktion melden, wir stellen gerne den Kontakt zu Heini Waser her.
Zur aktuellen Situation passt der Text alleweil – der FC Winterthur ist nach der Niederlage in Bern gegen YB auf den letzten Platz abgerutscht. ⋌
⋌Damian Keller
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