Samir Leuppi
ist am Eschenberg-Schwinget einer der Favoriten.
FCW-Trainer Bruno Berner und sein Team schafften sensationell den Ligaerhalt.
Obwohl dem FCW im Saisonendspurt die Luft ausging, bleibt er im Oberhaus – weil zuletzt Sion kein Bein vor das andere brachte.
Fussball Als krasser Aussenseiter startete der FC Winterthur im letzten Juli in seine erste Saison in der höchsten Liga nach 37 Jahren. «Es gibt neun Super-League-Teams und den FCW. Jedes Spiel wird für uns eine Herausforderung», betonte Trainer Bruno Berner bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Und warum auch nicht – hochkarätige Zuzüge lagen nicht drin. Mit Matteo di Giusto und Francisco Rodriguez liefen zu Beginn nur zwei Neulinge für die Offensive auf. Beide mit etwas Super-League-Erfahrung ausgerüstet, zuletzt aber Konkurrenten in der Challenge League. Es folgte mit Yannick Schmid ein Verteidiger der gleichen Kategorie, ehe mit Nishan Burkart (ab August), Sayfallah Ltaief (ab Januar) und Joaquin Ardaiz (ab Februar) Schritt für Schritt «nachbestellt» wurde. Nicht zu vergessen Torhüter Markus Kuster, mit dessen Verpflichtung im Winter das Experiment mit den zwei (verletzten) jungen Goalies beendet wurde. Der FCW als Kanonenfutter? In den ersten Wochen sah es tatsächlich nicht rosig aus. Erst in der neunten Runde gelang gegen Sion der erste Sieg. Diese läutete sogleich die erfolgreichste Phase der ganzen Saison ein, der Kontakt zu Rang 9 riss nie ab. Es war selten schön, was der FCW fussballerisch produzierte. Aber 1:0-Siege bringen bekanntlich auch drei Punkte ein und keiner der meistens 8400 Fans auf der oft ausverkauften Schützenwiese konnte dem Aufsteiger eine defensive Spielweise verübeln.
Die Rolle bleibt. Am Schluss war es ein Schneckenrennen. Der FCW (der verletzte Captain Granit Lekaj fehlte in der Abwehr) vermochte hinten die Null nicht mehr zu halten, war vorne zu selten gefährlich und gewann in den letzten zehn Partien nur noch zweimal. Einmal, im offensiv produktivsten Spiel der Saison, 3:2 in St. Gallen. Und einmal – Nishan Burkarts Treffer und Glück bei einem Penaltyentscheid sei Dank – 1:0 in Sion. Das reichte letztlich, um die Saison auf Rang 9 abzuschliessen, da im Wallis alle mentalen Lichter ausgingen. Ohne Barrage-Nervenspiele zum direkten Klassenerhalt – das hätten vor der Saison nur die kühnsten Optimisten für möglich gehalten. Dass es ohne grosse fussballerische Glanzlichter passierte – geschenkt. Dass etwas Glück mit im Spiel war – das Glück des tüchtigen Aufsteigers. In der Schlussphase war offensichtlich, dass die ständigen Auftritte am Limit mental und körperlich ihre Spuren hinterlassen haben. Der Tank war leer, auch die grossartige Stimmung auf der Schützi half nicht mehr. Aber der Klassenerhalt ist geschafft. Jetzt gilt es, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen und das Team kontinuierlich ligatauglicher zu machen. In der neuen 12er-Liga wird es einige Partien mehr geben, in denen sich der FCW nicht in reine Abwehrschlachten stürzen muss. Das Budget wird nicht in die Höhe schiessen, die Aussenseiterrolle bleibt – aber Superligist darf sich der FC Winterthur jetzt schon nennen. ⋌Damian Keller
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