Léa Spirig
wird künstlerische Leitung im Casinotheater.
Raphael Dähler und sein Bike lieben Treppen, Rampen und Steinblöcke.
Wo immer Rampen, Treppen oder Steinblöcke zu finden sind, sind der 21-jährige Raphael Dähler und sein Bike nicht weit.
Bikesport Raphael Dähler war schon früh von Rädern fasziniert. Im Kindergartenalter donnerte er mit seinem Bobby-Car die Kellertreppe hinunter und blieb dabei glücklicherweise unverletzt. In der Schule war er schnell als derjenige bekannt, der per Wheelie – also nur das Hinterrad des Velos benützend – daherkam. Paradoxerweise verliess er nach drei Jahren die Zirkusschule, just als in dieser das Einrad ein Thema wurde. «Irgendwie konnte und wollte ich mich damit nicht anfreunden», blickt Dähler lachend zurück. Dafür liess er sich von Videos begeistern, in denen Street-Trial-Fahrer ihre Tricks zum Besten gaben. In der Stadt Hindernisse wie Bänke, Rampen oder Geländer meistern, mit dem Bike von Mauern springen, das wollte er auch. Im ersten Lehrjahr als Restaurationsfachmann nutzte er eine «Zimmerstunde» für eine Fahrt nach Küsnacht, um dort mit dem ersten selber verdienten Geld ein simples Trial Bike zu erstehen. Die Testfahrt mit dem neuen Gerät machte so viel Spass, dass er sich für die Abendschicht bei der Arbeit – seine Pollenallergie vorschiebend – gleich abmeldete. Dass er sich beim Sprung von einem Pingpongtisch hinunter sogleich übel das Schienbein aufriss, tat der Motivation keinen Abbruch.
Auf Instagram hat Raphael Dähler rund 8000 Follower, auch seine Youtube-Videos werden von Tausenden von Fans eifrig geklickt. «Neulich sprach mich ein 1.-Klässler in der Stadt an, der mich von den Videos her erkannte – und während meines Zivildienstes im Schulhaus Gutschick entdeckte ich zwei Teenager, die extra aus Österreich angereist waren, um am gleichen Ort wie ich Tricks zu üben», schüttelt der 21-Jährige verwundert den Kopf. Solche Erlebnisse, die Resonanz im Internet und dass er auch schon von Firmen für Showauftritte gebucht wurde, geben ihm die Zuversicht, seine Leidenschaft zum Beruf machen zu können. Tricks einüben, bis sie gelingen – was durchaus ein paar Stunden dauern kann –, dann die Videos dazu schneiden und hochladen. Zudem hat er 2021 seine eigene Kleidermarke «RideSet» kreiert, für diese entwirft er selber Logos und hat sich zwei Maschinen angeschafft, um Textilien bedrucken zu können. «Der ganze kreative Bereich rund um das Biken herum macht mir mindestens so viel Spass wie das Fahren. Schon in der Schule kommentierte ich gerne Videos und kreierte für mich oder Freunde Grafiken», sagt er. Neulich suchte der österreichische Trial-Bike-Profi Fabio Wibmer eine Verstärkung für sein Videoteam. Dähler wurde nach Monte Carlo eingeladen, um sich vorzustellen. Er bekam die Stelle letztlich nicht, zeigte sich vom mehrköpfigen Team Wibmers aber beeindruckt. Dähler ist ein Ein-Mann-Team und konzentriert sich voll auf seine Passion; seine Eltern und die Freundin unterstützen ihn dabei. Zusätzlich sucht er aktuell einen Teilzeitjob – am liebsten in einem Bikeshop.
Anders als Mountainbikes sind Trial-Bikes völlig ungefedert. «Bei Sprüngen von Mauer zu Mauer brauche ich die unmittelbare Rückmeldung des Bikes», erklärt Dähler. Das bedeutet aber auch, dass Sprünge von einer zwei Meter hohen Mauer gleich auf die Knochen und Gelenke einwirken, wie wenn man ohne Bike hinunterspringen würde. Das bekam Dähler vor drei Jahren zu spüren, als am Ufer des Zürichsees ein Trick misslang und ein Misstritt die rechte Ferse zertrümmerte. Die mit sieben Schrauben befestigte Titanplatte, die er seither im Fuss trägt, wird im November entfernt. «Dann werde ich wohl wieder drei Wochen an Krücken unterwegs sein», bedauert Raphael Dähler. Sobald diese weg sind, wird er wieder auf dem Bike anzutreffen sein. An seinem Lieblingsplatz bei der Kanti Büelrain und überall dort, wo es Treppen, Mauern, Bänkli oder Steinblöcke gibt.
⋌Damian Keller
Lade Fotos..