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Donnerstag, 28. Januar 2021
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Im letzten Jahr zeigte sich ein immer tiefer klaffender Graben zwischen Stadt und Land. Vertreter der Linken und viele Journalisten verspotteten unseren grossartigen Föderalismus und sprachen hochnäsig von «Kantönligeist» und «Flickenteppich». Sie... weiterlesen
Autos, Schiffe, Lastwagen und Flugzeuge müssen in Zukunft CO2-frei werden. Damit das gelingt, braucht es einen Mix aus verschiedenen Antrieben und Treibstoffen. weiterlesen
Eine kleine Vorwarnung. Was Sie jetzt lesen werden, ist eine Lobeshymne. Eine wohlverdiente, wie ich finde. Eigentlich könnte ich diese halbe Seite mit einem einzigen Satz füllen: Mein Herz gehört Rosa Wilder und Manfred Kägi. Das, obwohl sie keine.. weiterlesen
TV: «Der Marsianer» Bei einer Mission zum Mars gerät die Mannschaft des Raumschiffs «Ares III» nach einigen Tagen auf dem Planeten in einen Sandsturm. Im Glauben, ihr Kamerad Mark Watney (Matt Damon) sei darin umgekommen, flüchtet das Team ins... weiterlesen
Margit Schwikowski mit einem Eisbohrkern am sibirischen Berg Belucha.
Gletschereis ist voll von Informationen. Die Schweizer Forscherin Margit Schwikowski will dieses Archiv retten und im Rahmen eines internationalen Projektes in der Schweiz bohren.
Wenn Margit Schwikowski zur Arbeit geht, muss sie sich warm anziehen. Draussen ist es diesen Winter zwar aussergewöhnlich warm, drinnen aber, im Eislabor des Paul-Scherrer-Instituts in Villigen, Kanton Aargau, ist es minus 20 Grad. Denn hier lagern Eisbohrkerne aus aller Welt. Eisbohrkerne sehen aus wie überdimensional lange Wasserglacés: Jedes Stück ist zylinderförmig und 70 Zentimeter lang. Die Forscherin, in dicker Daunenjacke, Stiefeln und Handschuhen, hebt einen in durchsichtigen Plastik verpackten Eisbohrkern aus der Mongolei hoch. Das Gegenlicht der Leuchtstoffröhre scheint durch das Eis. Es ist weiss und rein – und doch enthält es den Schatz, nach dem Schwikowski in Eisbohrkernen sucht, die sie überall auf der Welt sammelt: Spurenstoffe. Schon über 20 Expeditionen hat sie dazu unternommen. Die Wissenschaftlerin leitet das Labor für Umweltchemie am PSI. Bald wird sie auch wieder in der Schweiz bohren.
Die Eisbohrkerne im Eis sind wie Bücher, die Schwikowski aufschlägt, um in einem bestimmten Abschnitt der Menschheitsgeschichte oder der Erdgeschichte zu lesen. Anhand der Eisbohrkerne aus der Antarktis konnten Forschende zum Beispiel rekonstruieren, wie sich der Gehalt von Treibhausgasen in der Atmosphäre über die letzten 800 000 Jahre verändert hat. Die gefrorenen Archive verraten, dass die Gase in der jüngsten Vergangenheit nie dagewesene Konzentrationen erreicht haben. Russpartikel in der Luft zeigen wiederum den Zusammenhang zwischen Temperaturen und Waldbränden – und ermöglichen uns so einen Blick in unsere eigene Zukunft mit erwärmtem Klima. Die gesamte Geschichte der Menschheit hat Spuren hinterlassen – vor allem auch in den Schweizer Gletschern: Pollen verraten, was Menschen um 1400 anbauten. Schadstoffanalysen zeigen, ab wann und wie viel Blei die Römer herstellten und dass die Anti-Klopf-Mittel für Verbrennungsmotoren im 20. Jahrhundert die Luft mit Blei verpesteten.
Nun will Margit Schwikowski in einem internationalen Projekt, dem sogenannten Ice-Memory-Project, zusammen mit anderen Wissenschaftlern dieses Archiv retten, bevor es zu spät ist. Viel Zeit bleibt nicht: Nur schon in der Schweiz wird bis 2050 die Hälfte der Gletscher weggeschmolzen sein. Initiiert von dem französischen Forscher Jerôme Chappellaz und dem Italiener Carlo Brabante sollen in dem Projekt Eisbohrkerne der am stärksten gefährdeten Gletscher überall auf der Welt entnommen und in der Antarktis eingelagert werden. So können kommende Generationen von Forschenden das Eis weiter untersuchen, selbst wenn die Gletscher verschwunden sind. An vier Orten wurden bereits Eisbohrkerne gebohrt: Am Mont Blanc in Frankreich 2016, am Illimani in Bolivien 2017 und am Elbrus und am Belucha im Altaigebirge in Russland 2018.
Der nächste Gletscher, der ansteht, ist auf dem Grand Combin im Wallis, ein Gletschersattel, der auf eine Höhe von über 4000 Metern liegt. Das ist wichtig, denn tiefergelegene Gletscher, die schon schmelzen, sind für Eisbohrungen bereits verloren. Bereits eine Probebohrung sowie Radarmessungen hat das italienische Team der Ca’Foscari Universität in Venedig auf dem Grand Combin durchgeführt. Die Universität finanziert zusammen mit dem italienischen Forschungsrat die Bohrung in der Schweiz. «Wir wissen jetzt, dass der Gletscher dort etwa 80 Meter dick ist», sagt Schwikowski. 80 Meter, das dürfte etwa 10 000 Jahren Geschichte entsprechen.
Das Alter des Eises lässt sich anhand der darin enthaltenen Spurenstoffe, zum Beispiel Russ-Konzentrationen, bestimmen. In der Höhe der Gletscher schwanken deren Konzentrationen in der Atmosphäre von Sommer zu Winter regelmässig, und hinterlassen im Eis Spuren ähnlich wie die Jahrringe der Bäume. Das kommt daher, dass im Sommer die Luftmassen aus dem Flachland oft höher aufsteigen, während sie im Winter häufiger in tieferen Lagen feststecken.
Eigentlich hätte die Eiskernbohrung auf dem Grand Combin schon letzten Oktober stattfinden sollen, wurde wegen schlechtem Wetter aber abgesagt. Nun soll im März ein zweiter Versuch gestartet werden. «Der Grand Combin ist ein relativ riskanter Berg. Es ist ein Berg, an dem sehr viele Bergsteiger verunglücken», erklärt die Forscherin. Riskant vor allem auch, weil die Forschungsgruppe mit dem Helikopter hochfliegt und damit keine optimale Höhenanpassung haben wird. Zwei Wochen wird die Bohrung dauern, zwei 80 Meter lange Eisbohrkerne wollen die Forschenden in Stücken herausarbeiten. Die Eisschmelze wartet währenddessen nicht: mit jedem Tropfen Schmelzwasser werden einige Jahre Geschichte ausgelöscht.
Katrin Schregenberger
Produced by: higgs.ch – Das Magazin für alle, die es wissen wollen
Margit Schwikowski mit einem Eisbohrkern am sibirischen Berg Belucha.
Gletschereis ist voll von Informationen. Die Schweizer Forscherin Margit Schwikowski will dieses Archiv retten und im Rahmen eines internationalen Projektes in der Schweiz bohren.
Wenn Margit Schwikowski zur Arbeit geht, muss sie sich warm anziehen. Draussen ist es diesen Winter zwar aussergewöhnlich warm, drinnen aber, im Eislabor des Paul-Scherrer-Instituts in Villigen, Kanton Aargau, ist es minus 20 Grad. Denn hier lagern Eisbohrkerne aus aller Welt. Eisbohrkerne sehen aus wie überdimensional lange Wasserglacés: Jedes Stück ist zylinderförmig und 70 Zentimeter lang. Die Forscherin, in dicker Daunenjacke, Stiefeln und Handschuhen, hebt einen in durchsichtigen Plastik verpackten Eisbohrkern aus der Mongolei hoch. Das Gegenlicht der Leuchtstoffröhre scheint durch das Eis. Es ist weiss und rein – und doch enthält es den Schatz, nach dem Schwikowski in Eisbohrkernen sucht, die sie überall auf der Welt sammelt: Spurenstoffe. Schon über 20 Expeditionen hat sie dazu unternommen. Die Wissenschaftlerin leitet das Labor für Umweltchemie am PSI. Bald wird sie auch wieder in der Schweiz bohren.
Die Eisbohrkerne im Eis sind wie Bücher, die Schwikowski aufschlägt, um in einem bestimmten Abschnitt der Menschheitsgeschichte oder der Erdgeschichte zu lesen. Anhand der Eisbohrkerne aus der Antarktis konnten Forschende zum Beispiel rekonstruieren, wie sich der Gehalt von Treibhausgasen in der Atmosphäre über die letzten 800 000 Jahre verändert hat. Die gefrorenen Archive verraten, dass die Gase in der jüngsten Vergangenheit nie dagewesene Konzentrationen erreicht haben. Russpartikel in der Luft zeigen wiederum den Zusammenhang zwischen Temperaturen und Waldbränden – und ermöglichen uns so einen Blick in unsere eigene Zukunft mit erwärmtem Klima. Die gesamte Geschichte der Menschheit hat Spuren hinterlassen – vor allem auch in den Schweizer Gletschern: Pollen verraten, was Menschen um 1400 anbauten. Schadstoffanalysen zeigen, ab wann und wie viel Blei die Römer herstellten und dass die Anti-Klopf-Mittel für Verbrennungsmotoren im 20. Jahrhundert die Luft mit Blei verpesteten.
Nun will Margit Schwikowski in einem internationalen Projekt, dem sogenannten Ice-Memory-Project, zusammen mit anderen Wissenschaftlern dieses Archiv retten, bevor es zu spät ist. Viel Zeit bleibt nicht: Nur schon in der Schweiz wird bis 2050 die Hälfte der Gletscher weggeschmolzen sein. Initiiert von dem französischen Forscher Jerôme Chappellaz und dem Italiener Carlo Brabante sollen in dem Projekt Eisbohrkerne der am stärksten gefährdeten Gletscher überall auf der Welt entnommen und in der Antarktis eingelagert werden. So können kommende Generationen von Forschenden das Eis weiter untersuchen, selbst wenn die Gletscher verschwunden sind. An vier Orten wurden bereits Eisbohrkerne gebohrt: Am Mont Blanc in Frankreich 2016, am Illimani in Bolivien 2017 und am Elbrus und am Belucha im Altaigebirge in Russland 2018.
Der nächste Gletscher, der ansteht, ist auf dem Grand Combin im Wallis, ein Gletschersattel, der auf eine Höhe von über 4000 Metern liegt. Das ist wichtig, denn tiefergelegene Gletscher, die schon schmelzen, sind für Eisbohrungen bereits verloren. Bereits eine Probebohrung sowie Radarmessungen hat das italienische Team der Ca’Foscari Universität in Venedig auf dem Grand Combin durchgeführt. Die Universität finanziert zusammen mit dem italienischen Forschungsrat die Bohrung in der Schweiz. «Wir wissen jetzt, dass der Gletscher dort etwa 80 Meter dick ist», sagt Schwikowski. 80 Meter, das dürfte etwa 10 000 Jahren Geschichte entsprechen.
Das Alter des Eises lässt sich anhand der darin enthaltenen Spurenstoffe, zum Beispiel Russ-Konzentrationen, bestimmen. In der Höhe der Gletscher schwanken deren Konzentrationen in der Atmosphäre von Sommer zu Winter regelmässig, und hinterlassen im Eis Spuren ähnlich wie die Jahrringe der Bäume. Das kommt daher, dass im Sommer die Luftmassen aus dem Flachland oft höher aufsteigen, während sie im Winter häufiger in tieferen Lagen feststecken.
Eigentlich hätte die Eiskernbohrung auf dem Grand Combin schon letzten Oktober stattfinden sollen, wurde wegen schlechtem Wetter aber abgesagt. Nun soll im März ein zweiter Versuch gestartet werden. «Der Grand Combin ist ein relativ riskanter Berg. Es ist ein Berg, an dem sehr viele Bergsteiger verunglücken», erklärt die Forscherin. Riskant vor allem auch, weil die Forschungsgruppe mit dem Helikopter hochfliegt und damit keine optimale Höhenanpassung haben wird. Zwei Wochen wird die Bohrung dauern, zwei 80 Meter lange Eisbohrkerne wollen die Forschenden in Stücken herausarbeiten. Die Eisschmelze wartet währenddessen nicht: mit jedem Tropfen Schmelzwasser werden einige Jahre Geschichte ausgelöscht.
Katrin Schregenberger
Produced by: higgs.ch – Das Magazin für alle, die es wissen wollen
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