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Donnerstag, 28. Januar 2021
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Zwei Welten, die eine Idee zu Blatt gebracht haben: Tendol Gyalzur (l.) und Tanja Polli bei der Buchvernissage von «Ein Leben für die Kinder Tibets» in der Stadtbibliothek. Foto: Michael Hotz
Tendol Gyalzur verliess die Schweiz, um in ihrer Heimat tibetischen Strassenkindern zu helfen. Die Winterthurer Autorin Tanja Polli hat die Geschichte der Kämpfernatur im Buch «Ein Leben für die Kinder Tibets» niedergeschrieben.
Winterthur Irgendwie schaffte sie es bis vor sein Sitzungszimmer. Mit der Visitenkarte des hohen Beamten in der Hand war Tendol Gyalzur bis dorthin durchgelassen worden. Doch nun wurde sie gestoppt. Es laufe eine wichtige Besprechung, hiess es. Aber sie liess sich nicht aufhalten und betrat den Raum. Sie stellte sich höflich vor und trug dann ihr Anliegen vor: Die Polizei habe ihr Auto mit fadenscheiniger Begründung einfach konfisziert. Dieses müsse sie nun schnell zurück haben. Als der hohe Beamte Gyalzur rauswerfen lassen wollte, begann diese zu klagen, dass sie ihr Auto unbedingt brauche für ihr grosses Vorhaben. Der hohe Amtsträger hatte ein Einsehen und verfasste auf der Visitenkarte die Anordnung, wonach ihr das Auto wieder ausgehändigt werden müsse.
Es sind kleine Episoden wie diese, die aufzeigen, mit welcher Hartnäckigkeit und Bestimmtheit, gepaart mit einer Prise Naivität, Tendol Gyalzur ihrer Bestimmung gefolgt ist. Die Tibeterin hatte die wohlbehütete Schweiz verlassen und wollte in ihrer eigentlichen Heimat ein Heim für hungernde und obdachlose Kinder eröffnen. Und gleich vorweg: Es gelang ihr. Insgesamt über 300 Kinder jeglicher in Tibet beheimateter Ethnie konnte Tendol Gyalzur über die vielen Jahre retten.
Von der Lebensgeschichte dieser beharrlichen Frau erzählt das Buch «Ein Leben für die Kinder Tibets», das kürzlich im Wörterseh-Verlag erschienen ist. Geschrieben hat es die Winterthurer Journalistin und Autorin Tanja Polli. Tendol Gyalzur, die aktuell wieder in der Schweiz in Rapperswil lebt, war mit ihrer Geschichte an die Verlegerin Gabriella Baumann-von Arx herangetreten. «Ich wollte, dass meine Arbeit schwarz auf weiss vorliegt, als Vermächtnis für meine Enkel und die Kinder in Tibet», sagt die Kinderheim-Gründerin dazu. Die Gründerin des Wörterseh-Verlags wiederum fragte bei Tanja Polli, an, nachdem ihr schon die Biografien von Ursula Hauser («Die Rebellin») und Willy Schaffner («Das Doppelleben des Polizisten Willy S.») anvertraut worden waren.
Die Autorin nahm den Auftrag gerne an, machte dann aber schnell Erfahrung mit dem Selbstbewusstsein von Tendol Gyalzur. «Ich hatte am Anfang Respekt davor, mit einer Frau zusammenzuarbeiten, deren starke Persönlichkeit mir bereits beim ersten Treffen auffiel», gesteht Tanja Polli. «Wir mussten uns zuerst aneinander gewöhnen», ergänzt die Tibeterin. Zwei Welten trafen aufeinander, um eine Idee zu Blatt zu bringen. Entstanden ist eine von Tanja Polli niedergeschriebene Kollaboration, in der die Protagonistin folgende Kernbotschaft den Lesern vermitteln will: «Wer anderen hilft, dem ist auch selbst geholfen.» Man könne Gutes tun, auch wenn man wenig Geld und Einfluss habe.
«Ein Leben für die Kinder Tibets» beginnt chronologisch mit der Flucht von Tendol Gyalzur als kleines Mädchen 1959 aus Tibet. Es sind ihre ersten Kindheitserinnerungen. «Wahrscheinlich habe ich alle anderen Erinnerungen ins Unterbewusstsein verdrängt, um mich selbst zu schützen», sagt Tendol Gyalzur heute dazu. Sie verliert ihre Eltern und ihren Bruder. Das Mädchen erweist sich im Exil in Indien als kluges Kind, weshalb sie auserwählt wird, um mit anderen Waisen nach Deutschland zu gehen. Sie wächst in Wahlwies in einem Pestalozzi-Dorf auf. «Mit der Schulbildung sollten wir dann etwas für unser Land tun», so Tendol Gyalzur. Doch sie hat andere Pläne. Nachdem sie ihren Mann kennengelernt hat, kommt sie in die Schweiz, wo das Paar heiratet und zwei Kinder bekommt.
Eines schicksalhaften Tages reist Tendol Gyalzur dann nach Tibet. Der Vater ihres Ehemanns war gestorben, sie soll in Lhasa Gebete für ihn verrichten. Auf den Strassen der tibetischen Hauptstadt sieht sie zwei verlumpte Kinder, die im Müll nach Essen suchen. «Ich war überrascht, denn in meinen Augen war Lhasa die heilige Stätte, wo alles friedlich ist und es weder Hungersnot noch Krankheiten gibt», erinnert sich Tendol Gyalzur zurück. Sie hatte vor, die Kinder in ein Restaurant einzuladen, der Besitzer aber wollte die drei nicht bedienen. «Von da an habe ich mir geschworen, mich für die Rechte dieser Kinder einzusetzen.» Sie blieb im Tibet. Mit dem Ersparten der eigen Familie baute sie dann das Kinderheim auf. «Ich begann mein Projekt aus dem Herzen heraus und sehr naiv, ohne viel Verstand und Kopf. Aber wenn man etwas aus vollem Herzen tut, dann ist da immer jemand, der einem hilft, führt und lenkt», schaut Tendol Gyalzur auf die Anfänge ihres Vorhabens zurück. Wer daran glaube, dem werde es auch gelingen.
Die Geschichte von Tendol Gyalzur ist nicht einfach nur unglaublich, wie es schon im Nebentitel des biografischen, 288-seitigen Buches heisst. Sie besticht auch durch Anekdoten wie jene mit dem hohen Beamten, die an sich schon humorig sind und dem Werk eine Prise Heiterkeit verleihen. Trotz all den erlebten Widrigkeiten beweisen nämlich auch Tendol Gyalzur und ihr Mann Lobsang Tsultim Gyalzur Humor in ihren Kommentaren. «Wir Tibeter lachen gerne über andere und uns selbst», sagt die Protagonistin dazu. Dennoch blendet das Buch auch düstere Momente nicht einfach aus. So konnte Tendol Gyalzur ein Waisenkind, dessen Eltern an Lepra starben, nicht bei sich aufnehmen und musste es dann seinem Schicksal überlassen.
Am Ende überwiegt aber doch das Positiv. Das Buch regt an und schafft ein besseres Verständnis zwischen den Kulturen. Dieses Inspirierende war es auch, was Tanja Polli an der Geschichte so fasziniert: «Es macht Mut, dass es Menschen gibt, die Dinge zustande bringen, die viele für unmöglich halten.»
Michael Hotz
Zwei Welten, die eine Idee zu Blatt gebracht haben: Tendol Gyalzur (l.) und Tanja Polli bei der Buchvernissage von «Ein Leben für die Kinder Tibets» in der Stadtbibliothek. Foto: Michael Hotz
Tendol Gyalzur verliess die Schweiz, um in ihrer Heimat tibetischen Strassenkindern zu helfen. Die Winterthurer Autorin Tanja Polli hat die Geschichte der Kämpfernatur im Buch «Ein Leben für die Kinder Tibets» niedergeschrieben.
Winterthur Irgendwie schaffte sie es bis vor sein Sitzungszimmer. Mit der Visitenkarte des hohen Beamten in der Hand war Tendol Gyalzur bis dorthin durchgelassen worden. Doch nun wurde sie gestoppt. Es laufe eine wichtige Besprechung, hiess es. Aber sie liess sich nicht aufhalten und betrat den Raum. Sie stellte sich höflich vor und trug dann ihr Anliegen vor: Die Polizei habe ihr Auto mit fadenscheiniger Begründung einfach konfisziert. Dieses müsse sie nun schnell zurück haben. Als der hohe Beamte Gyalzur rauswerfen lassen wollte, begann diese zu klagen, dass sie ihr Auto unbedingt brauche für ihr grosses Vorhaben. Der hohe Amtsträger hatte ein Einsehen und verfasste auf der Visitenkarte die Anordnung, wonach ihr das Auto wieder ausgehändigt werden müsse.
Es sind kleine Episoden wie diese, die aufzeigen, mit welcher Hartnäckigkeit und Bestimmtheit, gepaart mit einer Prise Naivität, Tendol Gyalzur ihrer Bestimmung gefolgt ist. Die Tibeterin hatte die wohlbehütete Schweiz verlassen und wollte in ihrer eigentlichen Heimat ein Heim für hungernde und obdachlose Kinder eröffnen. Und gleich vorweg: Es gelang ihr. Insgesamt über 300 Kinder jeglicher in Tibet beheimateter Ethnie konnte Tendol Gyalzur über die vielen Jahre retten.
Von der Lebensgeschichte dieser beharrlichen Frau erzählt das Buch «Ein Leben für die Kinder Tibets», das kürzlich im Wörterseh-Verlag erschienen ist. Geschrieben hat es die Winterthurer Journalistin und Autorin Tanja Polli. Tendol Gyalzur, die aktuell wieder in der Schweiz in Rapperswil lebt, war mit ihrer Geschichte an die Verlegerin Gabriella Baumann-von Arx herangetreten. «Ich wollte, dass meine Arbeit schwarz auf weiss vorliegt, als Vermächtnis für meine Enkel und die Kinder in Tibet», sagt die Kinderheim-Gründerin dazu. Die Gründerin des Wörterseh-Verlags wiederum fragte bei Tanja Polli, an, nachdem ihr schon die Biografien von Ursula Hauser («Die Rebellin») und Willy Schaffner («Das Doppelleben des Polizisten Willy S.») anvertraut worden waren.
Die Autorin nahm den Auftrag gerne an, machte dann aber schnell Erfahrung mit dem Selbstbewusstsein von Tendol Gyalzur. «Ich hatte am Anfang Respekt davor, mit einer Frau zusammenzuarbeiten, deren starke Persönlichkeit mir bereits beim ersten Treffen auffiel», gesteht Tanja Polli. «Wir mussten uns zuerst aneinander gewöhnen», ergänzt die Tibeterin. Zwei Welten trafen aufeinander, um eine Idee zu Blatt zu bringen. Entstanden ist eine von Tanja Polli niedergeschriebene Kollaboration, in der die Protagonistin folgende Kernbotschaft den Lesern vermitteln will: «Wer anderen hilft, dem ist auch selbst geholfen.» Man könne Gutes tun, auch wenn man wenig Geld und Einfluss habe.
«Ein Leben für die Kinder Tibets» beginnt chronologisch mit der Flucht von Tendol Gyalzur als kleines Mädchen 1959 aus Tibet. Es sind ihre ersten Kindheitserinnerungen. «Wahrscheinlich habe ich alle anderen Erinnerungen ins Unterbewusstsein verdrängt, um mich selbst zu schützen», sagt Tendol Gyalzur heute dazu. Sie verliert ihre Eltern und ihren Bruder. Das Mädchen erweist sich im Exil in Indien als kluges Kind, weshalb sie auserwählt wird, um mit anderen Waisen nach Deutschland zu gehen. Sie wächst in Wahlwies in einem Pestalozzi-Dorf auf. «Mit der Schulbildung sollten wir dann etwas für unser Land tun», so Tendol Gyalzur. Doch sie hat andere Pläne. Nachdem sie ihren Mann kennengelernt hat, kommt sie in die Schweiz, wo das Paar heiratet und zwei Kinder bekommt.
Eines schicksalhaften Tages reist Tendol Gyalzur dann nach Tibet. Der Vater ihres Ehemanns war gestorben, sie soll in Lhasa Gebete für ihn verrichten. Auf den Strassen der tibetischen Hauptstadt sieht sie zwei verlumpte Kinder, die im Müll nach Essen suchen. «Ich war überrascht, denn in meinen Augen war Lhasa die heilige Stätte, wo alles friedlich ist und es weder Hungersnot noch Krankheiten gibt», erinnert sich Tendol Gyalzur zurück. Sie hatte vor, die Kinder in ein Restaurant einzuladen, der Besitzer aber wollte die drei nicht bedienen. «Von da an habe ich mir geschworen, mich für die Rechte dieser Kinder einzusetzen.» Sie blieb im Tibet. Mit dem Ersparten der eigen Familie baute sie dann das Kinderheim auf. «Ich begann mein Projekt aus dem Herzen heraus und sehr naiv, ohne viel Verstand und Kopf. Aber wenn man etwas aus vollem Herzen tut, dann ist da immer jemand, der einem hilft, führt und lenkt», schaut Tendol Gyalzur auf die Anfänge ihres Vorhabens zurück. Wer daran glaube, dem werde es auch gelingen.
Die Geschichte von Tendol Gyalzur ist nicht einfach nur unglaublich, wie es schon im Nebentitel des biografischen, 288-seitigen Buches heisst. Sie besticht auch durch Anekdoten wie jene mit dem hohen Beamten, die an sich schon humorig sind und dem Werk eine Prise Heiterkeit verleihen. Trotz all den erlebten Widrigkeiten beweisen nämlich auch Tendol Gyalzur und ihr Mann Lobsang Tsultim Gyalzur Humor in ihren Kommentaren. «Wir Tibeter lachen gerne über andere und uns selbst», sagt die Protagonistin dazu. Dennoch blendet das Buch auch düstere Momente nicht einfach aus. So konnte Tendol Gyalzur ein Waisenkind, dessen Eltern an Lepra starben, nicht bei sich aufnehmen und musste es dann seinem Schicksal überlassen.
Am Ende überwiegt aber doch das Positiv. Das Buch regt an und schafft ein besseres Verständnis zwischen den Kulturen. Dieses Inspirierende war es auch, was Tanja Polli an der Geschichte so fasziniert: «Es macht Mut, dass es Menschen gibt, die Dinge zustande bringen, die viele für unmöglich halten.»
Michael Hotz
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