Philipp Fankhauser
kommt im Januar für ein Konzert nach Winterthur.
Porträtfoto Michael Zeugin (GLP). Februar 2019
Den Winterthurer Kantonsrat und GLP-Fraktionspräsident Michael Zeugin stört es nicht, dass aktuell die andere Partei mit «Grün» im Namen im Fokus steht. Wo die Grünliberalen ihre Schwerpunkte setzen, erklärt er im Interview.
Winterthur Michael Zeugin kandidierte in der Vergangenheit unter anderem dreimal erfolglos für den Winterthurer Stadtrat, zuletzt erhielt er auch für einen Nationalratsposten zu wenig Stimmen.
Michael Zeugin: Ich würde meine Politik als klassisch liberal, aber zeitgemäss bezeichnen. Dazu gehört der Respekt gegenüber Menschen und Umwelt. Für diese Werte stehe ich ein. Dafür kandidiere ich. Und dafür engagiere ich mich in der Politik.
Und was meine bisherige Politkarriere betrifft: Ich bin der mit Abstand jüngste Fraktionspräsident und mehr als 13 Jahre jünger als der Durchschnitt. Und unsere Fraktion ist bezüglich Grösse und Mehrheitsverhältnisse nicht gerade unbedeutend. Ich sehe das durchaus als erfolgreiche Polit-Karriere. Um so mehr, weil ich nicht für mich kandidiere, sondern für meine Werte.
Die GLP gehörte neben den Grünen nach den letzten Nationalratswahlen zu den grossen Siegern und doch stehen aktuell nur die Grünen im Fokus, weshalb ist das so und stört Sie das?
Überhaupt nicht. Die Grünen positionieren sich links der SP. Das ist für mich keine Konkurrenz. Sowieso interessiert mich an erster Stelle die Sache, beziehungsweise die Lösung. Im Kanton Zürich sind wir nicht nur in ökologischen Themen aktiv, bei den Digitalisierungsthemen und auch eine zeitgemässe liberale Gesellschaftspolitik sind wir aktiv mit dabei.
Die Grünen gehen in Sachen Klima einen radikalen Weg mit Verboten und drastischen Massnahmen, wogegen die GLP als nachhaltig lösungsorientiert gilt und etwa statt gegen den motorisierten Individualverkehr zu schiessen, die Mobilität mit erneuerbaren Energien unterstützt. Wie will sich Ihre Partei diesbezüglich mehr Gehör verschaffen?
Das Thema e-Mobilität hat einen sehr hohen Stellenwert auf unserer politischen Agenda im Kantonsrat. Hier wollen wir über die richtigen Rahmenbedingungen konkrete Lösungen vorwärts bringen. Fakt ist, dass heute noch ein sehr kleiner Teil mit e-Mobilität unterwegs ist. Aber ich bin überzeugt, dass es in wenigen Jahren ganz anders aussehen wird. Die Zeit arbeitet für uns. Auch was das Gehörtwerden betrifft.
Müsste sich die GLP nicht auch mehr als gewerbefreundliche Partei einbringen, die sich auch in Winterthur beispielsweise mehr für Parkplätze in Altstadtnähe einbringt?
Die aktuelle Parkplatzverordnung steht – sie ist ein breiter Kompromiss. Was die Parkplätze in Altstadtnähe betrifft, sehe ich den Handlungsbedarf weniger in der Zahl der Parklätze – alle Belegungszahlen zeigen, dass genügend Parklätze vorhanden sind. Die Frage ist die Lage der Parkplätze.
GLP-Lösungsansätze könnten statt ersatzlosen Streichungen von Parkplätzen oder einer Schliessung der Stadthausstrasse doch sein, diese nur noch für emissionslose Fahrzeuge freizuhalten. Wo sind Ihre kreativen, sinnvollen Lösungen?
Ich habe leider mit meinen Töchtern schon genügend gefährliche Szenen mit getunten Autos erlebt, welche die Stadthausstrasse entlang cruisen. Übrigens auch mit Taxifahrern. Die Altstadt, auch die Nordseite, ist auch ohne Stadthausstrasse gut erschlossen. Die Frage scheint mir die der Lage und Position der Parklätze zu sein. Die Parkplätze im Parkhaus der Axa werden offensichtlich für den Osten der Altstadt als genügend attraktiv betrachtet.
Welches sind die politischen Herausforderungen, mit denen Sie sich im Moment oder in nächster Zeit persönlich beschäftigen?
Persönlich bin ich der Ansicht, dass auf nationaler Ebene das Thema der nachhaltigen Altersvorsorge zu wenig Beachtung findet. Wir sind hier mit verschiedenen fundamentalen Änderungen konfrontiert: die höhere Lebenserwartung – was ja sehr positiv ist. Das historisch einmalig tiefe Zinsniveau – welches mit Vor- und Nachteilen verbunden ist. Und die Tatsache, dass wohl noch nie in der Geschichte, die Altersarmut so tief war. Hier haben wir einen grossen Handlungsbedarf. Wir brauche eine nachhaltige Altersvorsorge. Ein Versuch ist zum Beispiel die Volksinitiative für eine für alle Generationen faire Altersvorsorge: www.vorsorge-ja-aber-fair.ch.
Was tut Michael Zeugin derzeit, wenn er sich nicht in der Politik bewegt?
Ich geniesse die Zeit mit meiner Familie und mit unseren beiden Töchtern.
Interview: George Stutz
Lade Fotos..