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Sonntag, 17. Januar 2021
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Ungerechtigkeiten kann Anigna Waldegg nur schwer akzeptieren. Deshalb ist die Bündnerin, die seit rund einem Jahr am Kantonsspital Winterthur arbeitet, auch für Ärzte ohne Grenzen tätig. Das führte sie in den Libanon und in den Sudan.
Winterthur Anigna Waldegg wollte schon als Mädchen später einmal im Ausland arbeiten. Aufgewachsen in einer Hotelleriefamilie im Bündnerland – ihre Eltern führen in zweiter Generation das Hotel Piz Mitgel in Savognin – kam die heute 32-Jährige in ihrer Kindheit viel mit ausländischen Gästen und Angestellten des Betriebs in Kontakt. «Ich hatte immer mit Menschen aus verschiedenen Kulturen zu tun. Das fand ich spannend», erzählt Waldegg, die seit rund einem Jahr in Winterthur wohnt und am hiesigen Kantonsspital arbeitet.
Weil die Pflegefachfrau Ungerechtigkeiten schlecht akzeptieren kann, wie sie sagt, hat sie für sich in Einsätzen für Ärzte ohne Grenzen (MSF, Médecins Sans Frontières) genau jene Herausforderung gefunden, bei der sie ihre ethische Einstellung mit ihrer Berufsgattung und ihrem Wunsch, im Ausland zu arbeiten, perfekt verbinden kann. «Ich bin mir das Privileg bewusst, hier in der Schweiz eine solide Ausbildung gemacht haben zu dürfen, mit der ich mich weltweit für Benachteiligte einsetzen kann.»
Seit 2016 gehört Waldegg deshalb dem Pflegenden-Pool von Ärzte ohne Grenzen an. Bis anhin war die Bündnerin auf zwei Einsätzen für die private Hilfsorganisation unterwegs. Ab Juni 2017 war sie für ein halbes Jahr im Libanon, wo die über 100 freiwilligen Helfenden – über 90 davon Einheimische – vier Haushaltpraxen in den Ballungszentren für syrische und palästinensische Flüchtlinge sowie die arme libanesische Bevölkerung betrieben, um chronische Krankheiten wie Epilepsie oder die Lungenerkrankung COPD zu behandeln. Gar neun Monate verbrachte Waldegg für MSF im Sudan. Dort betreute sie zusammen mit wiederum rund 100 Mitarbeitenden von Ärzte ohne Grenzen in einem Flüchtlingslager Vertriebene und mittellose Einheimische, damit medizinische Grundbedürfnisse gestillt wurden.
Wie die wenigen anderen internationalen MSF-Mitarbeitenden hatte Waldegg an beiden Orten eine leitende Funktion inne. Die Pflegefachfrau mit der humanitären Ader war jeweils für den reibungslosen Ablauf des Projekts zuständig, indem sie die pflegerischen Aufgaben der einheimischen Fachkräfte überwachte und koordinierte. «Die Mitarbeitenden vor Ort waren gut ausgebildet», sagt Waldegg dazu. Dafür musste sie ihre eigene Berufung zurückstellen, selber nah am Patienten zu arbeiten.
Was Waldegg von den zwei Einsätzen besonders in Erinnerung bleibt, ist der Zusammenhalt unter den MSF-Mitarbeitenden: «Ich habe unglaublich offene und herzliche Menschen kennengelernt.» Sie habe sich als Frau nie angegriffen oder bedrängt gefühlt und sich nie gross gefürchtet. «Vielleicht hatte ich etwas Angst, als ich im Libanon das erste Mal Schüsse aus einer Kalaschnikow in der Stadt hörte, , die dort auch zu Hochzeiten oder Beerdigungen abgegeben werden. Aber ich habe mich sehr schnell an die Situation gewöhnt.»
Gerade eigentlich unscheinbare Begegnungen im Alltag haben immer wieder für Erheiterung bei der täglichen Arbeit gesorgt. So erinnert sich Waldegg mit Freude an den sudanesischen Jungen Abdul Rahman, der regelmässig wegen seiner Blutzellenerkrankung hospitalisiert war. «Er hat mit Seifenblasen, die mir mein Mami auf jeden Einsatz mitgibt, die ganze Krankenstation unterhalten.»
Trotz der schönen Erlebnisse war Waldegg jeweils auch froh, wieder in die Schweiz zurückkehren zu können. «Irgendwann kommt der Moment, in dem alles zu viel ist. Man repräsentiert Ärzte ohne Grenzen ununterbrochen, da braucht man auch mal eine Auszeit», betont sie. Generell müsse man einen MSF-Einsatz mit der richtigen Einstellung angehen: «Es braucht das Bewusstsein, dass die Welt am Einsatzort eine andere ist. Man kann zwar helfen, aber nicht alles ändern.» Es gebe schliesslich auch ein Leben neben und nach Ärzte ohne Grenzen.
Deshalb sei ihr immer wichtig gewesen, den Anschluss an die Freunde und an den Beruf nicht zu verlieren. So macht Waldegg gerade das Nachdiplomstudium zur Notfallexpertin. Was nach dem Abschluss kommt, weiss die lebensfrohe Bündnerin noch nicht genau: «Durch private Veränderungen kann es anders kommen, aber im Moment will ich irgendwann wieder einen weiteren Einsatz für Ärzte ohne Grenzen leisten.»
Michael Hotz
Ärzte ohne Grenzen (Médecins Sans Frontières) ging 1971 aus einem Zusammenschluss französischer Ärzten hervor, die während des Biafra-Krieges (1967–1970) in Nigeria in Spitälern im Einsatz gestanden waren. Die private Hilfsorganisation mit Sitz in Genf leistet nun medizinische Nothilfe in Krisen- und Kriegsgebieten auf der ganzen Welt. Die Mitarbeitenden verpflichten sich, die ethischen Grundsätze ihres Berufsstandes zu respektieren und völlige Unabhängigkeit von jeglicher politischen, wirtschaftlichen oder religiösen Macht zu bewahren Ihre Werte hat Ärzte ohne Grenzen in einer eigenen Charta festgehalten.
Michael Hotz
Eigentlich hätte Ärzte ohne Grenzen gestern Mittwoch mit einer Kampagne zur Stärkung des humanitären Engagements in der Schweiz starten wollen. Bis Mitte Juni wäre die Organisation mit dem Film «Egoisten – 40 humanitäre Helfer und ihre Angehörigen gewähren Einblick in ihr Innerstes» durch 20 Schweizer Städte getourt. Heute Donnerstag wäre ein Halt in Winterthur vorgesehen gewesen, bei dem Anigna Waldegg zusammen mit dem Winterthurer Arzt Jacques Gubler, dem ersten Präsidenten der Schweizer Sektion, Fragen der Zuschauer beantwortet hätte. Aufgrund des Coronavirus wurde die Kampagne in den Herbst verschoben.
Michael Hotz
Ungerechtigkeiten kann Anigna Waldegg nur schwer akzeptieren. Deshalb ist die Bündnerin, die seit rund einem Jahr am Kantonsspital Winterthur arbeitet, auch für Ärzte ohne Grenzen tätig. Das führte sie in den Libanon und in den Sudan.
Winterthur Anigna Waldegg wollte schon als Mädchen später einmal im Ausland arbeiten. Aufgewachsen in einer Hotelleriefamilie im Bündnerland – ihre Eltern führen in zweiter Generation das Hotel Piz Mitgel in Savognin – kam die heute 32-Jährige in ihrer Kindheit viel mit ausländischen Gästen und Angestellten des Betriebs in Kontakt. «Ich hatte immer mit Menschen aus verschiedenen Kulturen zu tun. Das fand ich spannend», erzählt Waldegg, die seit rund einem Jahr in Winterthur wohnt und am hiesigen Kantonsspital arbeitet.
Weil die Pflegefachfrau Ungerechtigkeiten schlecht akzeptieren kann, wie sie sagt, hat sie für sich in Einsätzen für Ärzte ohne Grenzen (MSF, Médecins Sans Frontières) genau jene Herausforderung gefunden, bei der sie ihre ethische Einstellung mit ihrer Berufsgattung und ihrem Wunsch, im Ausland zu arbeiten, perfekt verbinden kann. «Ich bin mir das Privileg bewusst, hier in der Schweiz eine solide Ausbildung gemacht haben zu dürfen, mit der ich mich weltweit für Benachteiligte einsetzen kann.»
Seit 2016 gehört Waldegg deshalb dem Pflegenden-Pool von Ärzte ohne Grenzen an. Bis anhin war die Bündnerin auf zwei Einsätzen für die private Hilfsorganisation unterwegs. Ab Juni 2017 war sie für ein halbes Jahr im Libanon, wo die über 100 freiwilligen Helfenden – über 90 davon Einheimische – vier Haushaltpraxen in den Ballungszentren für syrische und palästinensische Flüchtlinge sowie die arme libanesische Bevölkerung betrieben, um chronische Krankheiten wie Epilepsie oder die Lungenerkrankung COPD zu behandeln. Gar neun Monate verbrachte Waldegg für MSF im Sudan. Dort betreute sie zusammen mit wiederum rund 100 Mitarbeitenden von Ärzte ohne Grenzen in einem Flüchtlingslager Vertriebene und mittellose Einheimische, damit medizinische Grundbedürfnisse gestillt wurden.
Wie die wenigen anderen internationalen MSF-Mitarbeitenden hatte Waldegg an beiden Orten eine leitende Funktion inne. Die Pflegefachfrau mit der humanitären Ader war jeweils für den reibungslosen Ablauf des Projekts zuständig, indem sie die pflegerischen Aufgaben der einheimischen Fachkräfte überwachte und koordinierte. «Die Mitarbeitenden vor Ort waren gut ausgebildet», sagt Waldegg dazu. Dafür musste sie ihre eigene Berufung zurückstellen, selber nah am Patienten zu arbeiten.
Was Waldegg von den zwei Einsätzen besonders in Erinnerung bleibt, ist der Zusammenhalt unter den MSF-Mitarbeitenden: «Ich habe unglaublich offene und herzliche Menschen kennengelernt.» Sie habe sich als Frau nie angegriffen oder bedrängt gefühlt und sich nie gross gefürchtet. «Vielleicht hatte ich etwas Angst, als ich im Libanon das erste Mal Schüsse aus einer Kalaschnikow in der Stadt hörte, , die dort auch zu Hochzeiten oder Beerdigungen abgegeben werden. Aber ich habe mich sehr schnell an die Situation gewöhnt.»
Gerade eigentlich unscheinbare Begegnungen im Alltag haben immer wieder für Erheiterung bei der täglichen Arbeit gesorgt. So erinnert sich Waldegg mit Freude an den sudanesischen Jungen Abdul Rahman, der regelmässig wegen seiner Blutzellenerkrankung hospitalisiert war. «Er hat mit Seifenblasen, die mir mein Mami auf jeden Einsatz mitgibt, die ganze Krankenstation unterhalten.»
Trotz der schönen Erlebnisse war Waldegg jeweils auch froh, wieder in die Schweiz zurückkehren zu können. «Irgendwann kommt der Moment, in dem alles zu viel ist. Man repräsentiert Ärzte ohne Grenzen ununterbrochen, da braucht man auch mal eine Auszeit», betont sie. Generell müsse man einen MSF-Einsatz mit der richtigen Einstellung angehen: «Es braucht das Bewusstsein, dass die Welt am Einsatzort eine andere ist. Man kann zwar helfen, aber nicht alles ändern.» Es gebe schliesslich auch ein Leben neben und nach Ärzte ohne Grenzen.
Deshalb sei ihr immer wichtig gewesen, den Anschluss an die Freunde und an den Beruf nicht zu verlieren. So macht Waldegg gerade das Nachdiplomstudium zur Notfallexpertin. Was nach dem Abschluss kommt, weiss die lebensfrohe Bündnerin noch nicht genau: «Durch private Veränderungen kann es anders kommen, aber im Moment will ich irgendwann wieder einen weiteren Einsatz für Ärzte ohne Grenzen leisten.»
Michael Hotz
Ärzte ohne Grenzen (Médecins Sans Frontières) ging 1971 aus einem Zusammenschluss französischer Ärzten hervor, die während des Biafra-Krieges (1967–1970) in Nigeria in Spitälern im Einsatz gestanden waren. Die private Hilfsorganisation mit Sitz in Genf leistet nun medizinische Nothilfe in Krisen- und Kriegsgebieten auf der ganzen Welt. Die Mitarbeitenden verpflichten sich, die ethischen Grundsätze ihres Berufsstandes zu respektieren und völlige Unabhängigkeit von jeglicher politischen, wirtschaftlichen oder religiösen Macht zu bewahren Ihre Werte hat Ärzte ohne Grenzen in einer eigenen Charta festgehalten.
Michael Hotz
Eigentlich hätte Ärzte ohne Grenzen gestern Mittwoch mit einer Kampagne zur Stärkung des humanitären Engagements in der Schweiz starten wollen. Bis Mitte Juni wäre die Organisation mit dem Film «Egoisten – 40 humanitäre Helfer und ihre Angehörigen gewähren Einblick in ihr Innerstes» durch 20 Schweizer Städte getourt. Heute Donnerstag wäre ein Halt in Winterthur vorgesehen gewesen, bei dem Anigna Waldegg zusammen mit dem Winterthurer Arzt Jacques Gubler, dem ersten Präsidenten der Schweizer Sektion, Fragen der Zuschauer beantwortet hätte. Aufgrund des Coronavirus wurde die Kampagne in den Herbst verschoben.
Michael Hotz
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