Felix Helg
war einer von vielen Besuchern der Seemer Dorfet.
«Hölle nein!» Jedes Mal, wenn im März die Musikfestwochen Winterthur ihr Line-up vorstellen, suche ich die Nadel im Heuhaufen. Ich gehe die Liste der Bands einzeln durch und hoffe, einen geläufigen Namen zu erkennen. Leider Fehlanzeige. Dieses wie letztes Jahr waren für mich bekannte Bands im Musikprogramm rar – und ich würde mich jetzt nicht als Musikbanausen bezeichnen. Gute Musik ist mir wichtig, und am liebsten mag ich Bands fernab vom Mainstream. Natürlich vertraue ich auf die gute Nase der Veranstalter. So dauert es jeweils ein paar Stunden, in denen ich mich von der Playlist der Musikfestwochen berieseln lasse, bis ich überzeugt bin, dass sie grossartig werden. Perlen muss man halt erst finden.
«Hölle nein!» ist übrigens einer von zehn Ausdrücken, die für das deutsche Jugendwort des Jahres nominiert sind. Genau wie «yolo», was für «you only live once» steht. Man lebt also nur einmal, und die Musikfestwochen sind sicher einer der besten Orte, um zu leben. Wer in diesen Tagen hier die Musik und Kultur feiert, erhöht seine Aurapunkte mindestens um den Faktor 10 000. «Aura-Punkte» ist ein weiteres Beispiel aus den nominierten Jugendwörtern. Ebenso wie «Talahon». Aber diesem rüpelhaften Poser will ich an den Musikfestwochen lieber nicht begegnen. Ob es dann im nächsten Jahr, wenn die MFW ihren 50. Geburtstag feiern kann, anders wird und ich mehr als nur eine Band kenne? Ich höre die Veranstalter schon antworten: «Nein Pascal, ich denke nicht!» Sie ahnen es: Auch das war ein Kandidat für das Jugendwort des Jahres.
Lade Fotos..