Filib Steiner
überzeugte in Zolder mit tollen Resultaten.
Nach einem 1:0-Auswärtssieg über Lausanne-Ouchy ist der FCW aktuell Kantons-Primus und kann nicht mehr aus den Top 6 verdrängt werden.
Fussball Bereits vor dem Abschluss der Hauptrunde der Super League am kommenden Sonntag, 21. April (16.30 Uhr, Schützenwiese), gegen die Young Boys steht der FCW als Teilnehmer der Championship Group fest. Statt wie bis vor Kurzem gegen den Abstieg, spielt er dort um einen der maximal fünf Plätze in europäischen Wettbewerben. Ein sensationeller Erfolg für den Schützi-Club, für die Spieler und den Staff. Wie es ihm als Sportchef gelang, mit geschickten Transfers unter anderem auch in der Winterpause Ausfälle mehr als zu kompensieren, und einige Einblicke mehr gibt Sportchef Oliver Kaiser im Interview.
Waren Sie am Sonntag nach dem Match auf der Pontaise in der Kabine oder haben Sie mit der Mannschaft sonstwie den Grosserfolg etwas feiern können?
Oliver Kaiser: Ich habe vor allem aus der Distanz mitbekommen, wie die Spieler und der Staff gestern nach dem Spiel noch mit den Fans im Stadion gefeiert haben. Das bisher Erreichte ist ein Riesenerfolg für alle Beteiligten. Trotzdem spürte ich bereits in der Kabine wieder den Hunger, erfolgreich bleiben zu wollen und sich sofort auf die kommenden Aufgaben zu fokussieren.
Patrick Rahmen sagte, Sie hätten ihn mit Ihrer Vision überzeugen können. Wie weit liegen Ihre damalige Vision und die aktuellen Tatsachen noch auseinander?
Kurz gesagt war und ist die Vision, den FC Winterthur möglichst in der Super League zu etablieren, verbunden mit einer Spielphilosophie, die sich nicht nur aufs Verteidigen beschränkt. Noch spielen wir erst die zweite Saison in der Super League und verfügen nach wie vor nicht annähernd über die finanziellen und strukturellen Mittel unserer Mitbewerber. Gerade auch wegen der sehr guten Resultate in dieser Saison gilt es, sehr aufmerksam zu bleiben und nicht vom eingeschlagenen Weg abzuweichen.
Neben dem Trainer ist das Mannschaftsgefüge der Trumpf des aktuellen FCW. In diesem hat jeder der regelmässig eingesetzten Spieler innerhalb von zehn Monaten einen grossen Schritt nach vorne gemacht. Hat Sie die eine oder andere Entwicklung doch auch überrascht?
Der Teamspirit, der vom Trainer und seinem Staff sehr gefördert und vorgelebt wird, zeichnet uns bereits die ganze Saison aus. Natürlich hat man bei jedem Spieler, den man verpflichtet, auch eine Wunschvorstellung, inwiefern er sich im grossen Ganzen eingliedert und mit seinen Stärken seinen Anteil an einem möglichen Teamerfolg einbringen kann. Die individuelle Entwicklung ist letzten Endes aber vor allem dem Trainer mit seinem Staff sowie dem Spieler selbst zuzuschreiben.
Nehmen wir das Beispiel Boubacar Fofana, der nach Roman Buess’ Ausfall im Dezember zum FCW stiess. Können Sie uns kurz beschreiben, wie diese Verpflichtung zustande kam?
Der Transfermarkt ist sehr komplex, und es gibt verschiedene Modelle, auf einen Spieler aufmerksam zu werden und/oder um ihn zu beobachten. Boubacar und seine Stärken kannten wir jedoch bereits aus früheren Spielen und im Winter hat sich, aufgrund seiner damaligen Rolle bei Servette, die Möglichkeit geboten, ihn verpflichten zu können. In persönlichen Gesprächen besteht immer die Möglichkeit, einen Spieler und auch den Menschen dahinter besser kennenzulernen und so auch weitere Referenzwerte zu sammeln, ob und wie die Persönlichkeit zum Team passen könnte.
Was macht es aus Ihrer Sicht aus, dass Spieler wie Stillhart, Schneider, Jankewitz, eben Fofana oder Ausleih-Rückkehrer Ltaief, die bei Klubs zuvor bestenfalls noch auf der Bank Platz nehmen durften, beim FCW zu Leistungsträgern geworden sind?
Patrick Rahmen pflegt mit allen Spielern einen sehr klaren und direkten Austausch. Die Spieler wissen genau, wo sie stehen und wie – teilweise Spiel für Spiel – die jeweilige Rolle ist. Das ehrliche Vertrauen vom Trainer zu spüren und die sich manchmal ändernde Rolle zu verstehen, hilft jeweils sehr, um den Fokus nicht zu verlieren und eine positive Haltung zu bewahren. Nur mit einer positiven Grundhaltung kann man sich entwickeln und nachhaltig gute Leistung bringen.
Nicht zu vergessen sind aber nicht mehr zum Einsatz gelangte Spieler wie Rodriguez, Schmid oder Gonçalves. Weshalb zieht man diese weiterhin mit, obwohl die Chance, dass sie zum Einsatz kommen, nahe bei Null ist?
Jeder Spieler und/oder Mitarbeiter, der bei uns einen Arbeitsvertrag besitzt und sich innerhalb der Regeln des Miteinanders bewegt, hat auch das Recht, von uns so behandelt zu werden, wie es sich gehört. Für uns ist es wichtig, dass jeder im Team weiss, woran er ist und wo er aktuell steht. Manchmal verändern sich Rollen im Verlauf einer Saison zuungunsten eines Spielers, trotzdem ist der entsprechende Spieler dadurch noch immer ein Teil eines Teamgefüges. Gerne möchte ich hierbei anmerken, dass sich jeder unserer Kaderspieler die letzten Wochen und Monate, unabhängig von seiner Einsatzzeit, vollumfänglich in den Dienst des Teams gestellt hat, und somit hat jeder seinen Beitrag geleistet, damit wir erfolgreich sein konnten.
Wie gross ist die «Gefahr», dass Spieler wie beispielsweise Gantenbein oder Marvin Keller abgeworben werden könnten?
In den guten Leistungen eines Spielers sehen wir keine Gefahr. In erster Linie freuen wir uns über die positive Entwicklung der Jungs, was am Ende auch dazu beiträgt, dass wir als Klub erfolgreich sind.
Neben den Spielern haben auch Sie einen fantastischen Job gemacht und dürften in den Fokus anderer Klubs gelangt sein. Haben Sie bereits entsprechende Anfragen erhalten?
Eine gewisse positive Aufmerksamkeit, die sich in erster Linie aus den aktuellen Ergebnissen ergibt, weiss ich genauso gut einzuschätzen wie den Druck von aussen in einer schwierigen Phase. Ich versuche einfach stets die bestmöglichen Entscheidungen im Sinne des Klubs zu treffen. Dazu darf ich auf ein Team zählen, das mich im Hintergrund stets sehr unterstützt.
Die kommenden Wochen bis hin zum Meisterschaftsstart 2024/25 dürften Sie hart fordern. Woher nehmen Sie die Energie nach einer sich dem Ende zuneigenden, intensiven Saison noch eine Schippe draufzulegen, damit die Fans auch in der kommenden Saison eine solche Freude am FCW haben werden wie aktuell?
Die grundlegende Freude an meinem Beruf verbunden mit der tollen Unterstützung von Fans, Sponsoren und dem ganzen FCW-Umfeld geben mir die nötige Motivation, die neuen Herausforderungen anzunehmen, um auch in der neuen Saison die bestmögliche Mannschaft auf dem Platz zu sehen.
⋌⋌Interview: George Stutz
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