Andreas Würmli
erhält den Pokal für die beste Winti-Wurst.
Die Winti Mäss in den 60er-Jahren. Archivbild: Winti Mäss
Die Winti-Mäss hat sich nach Corona wieder aufgerappelt. Die Zahl der Aussteller wächst. Das Unterhaltungsprogramm wird immer wichtiger.
Jubiläum Fünf Messetage mit Volksfestcharakter. So wurde die Winti-Mäss, die am Mittwoch, 15. November, begonnen hat, von den Veranstaltern angepriesen. Foodstände, Live-Konzerte oder Events wie die Winti- Wurst gehören heute genauso zur Winti-Mäss wie die zahlreichen Aussteller, die das Herz einer jeden Messe bilden. «Eine Messe ohne Unterhaltungscharakter wäre heute nicht mehr denkbar», sagt Andreas Künzli, der die Traditionsmesse betreibt. So wird auch dieses Jahr einiges an Unterhaltung geboten. Aber: «Wir verzichten auf ein grosses Trara und bieten mit Bildern und Facts Hintergründe zu unserem Jubiläum», so Künzli. «Für uns ist es wichtiger zu sagen, dass wir zwar 90 Jahre alt sind, aber nach wie vor auf dem Platz und trotz der Tradition auch modern sind.»
Die Schweizer Verkaufsmessen haben eine schwere Zeit. Corona hat Spuren hinterlassen. Ein prominentes Beispiel ist die Olma, die 2020 kurz vor dem Konkurs stand. Stadt und Kanton St. Gallen schnürten gemeinsam mit mehreren Banken ein Rettungspaket über 24 Millionen Franken. Auch für die Winti-Mäss waren die Corona-Jahre einschneidend. «Das war unsere grösste Krise. Corona war für uns nah am Genickbruch», so Künzli. Für die Zukunft ist er zuversichtlich. Zwar habe man noch nicht das Niveau vor Corona erreicht, «aber wir sind nicht mehr weit weg». Im Vergleich zum Vorjahr hat die Zahl der Aussteller um 20 Prozent zugenommen. Auch der Vorverkauf sei so gut gestartet wie noch nie. Die Veranstalter stellen das Wachstum nicht über alles. «Wir haben kein Interesse, stärker zu wachsen, irgendwann ist die Messe zu gross. Dafür wollen wir inhaltlich gut sein», so Künzli. Besonders das lokale Gewerbe wolle man stark ins Programm einbinden. Festbeizen und Streetfood-Meile ergänzen das Programm kulinarisch.
Der Unterhaltungsaspekt kam in den 90er-Jahren dazu. Davor waren die Messen in der Schweiz eine reine Verkaufsveranstaltung, bei der sich Stand an Stand reihte. Von der allerersten Winti-Mäss weiss man heute nicht mehr viel. «Wir haben Internet und Archive durchsucht und auch im Keller gewühlt – viel liess sich jedoch nicht finden über die Ur-Austragung der Winterthurer Weihnachtsmesse», schreiben die Veranstalter auf der Website. Das zeigt auch ein Zeitungsartikel Jahre später. Ein Journalist versuchte mehr über die erste Messe herauszufinden und haderte. Klar ist: Im Jahr 1932, vom 5. bis 13. März, wurde die erste offizielle Winterthurer Messe im Saal des Restaurants Platte in Veltheim durchgeführt. Mit 100 Verkaufsständen wurde den Besuchern bereits viel geboten. Im November fand dann in der Reithalle eine Weihnachtsmesse statt. Der Journalist fand mehrere Winterthurer, die an der ersten Messe dabei waren und die ihm mit Begeisterung davon erzählten. «Es wimmelten so viele Besucher zwischen den wie Puppenhäuser gestalteten Ständen, dass die ihre Waren anpreisenden Geschäftsleute wieder und wieder in ihre Stände zurückgepresst wurden», war etwa die Aussage eines Besuchers.
Der Zweite Weltkrieg war ein Einschnitt. Es wurde keine Messe durchgeführt. Danach zog die Winti-Mäss in die Innenstadt. Die Besonderheit: Sie fand dezentral an den drei Standorten Casino, Hotel-Restaurant Volkshaus und Restaurant Wartmann statt. «Es lief gut. Die Winti-Mäss war die Vorzeigemesse der Schweiz. Man dachte, dass sie die Messe für die Ostschweiz werde, die Olma gab es noch nicht. Aber das Messe-Dreieck war nicht optimal», so Künzli. Die Veranstalter strebten den Bau einer modernen und grossen Messehalle an. Der erste Versuch scheiterte 1963 nach einer heftigen Diskussion um den Baukredit an der Urne.
Das Hallen-Projekt wurde abgespeckt und schaffte es im zweiten Anlauf. 1973 wurde die «Sport- und Ausstellungshalle», wie die Eulachhallen damals hiessen, in Betrieb genommen. Der Eintritt ins 3000 Quadratmeter grosse Gelände kostete damals 1.65 Franken.
Die Winti-Mäss ist heute viel mehr als eine Verkaufsmesse. «Sie ist ein gesellschaftlicher Treffpunkt. Man kennt sich, isst zusammen eine Wurst und lässt den Abend mit einem Konzert ausklingen», so Künzli. Er beobachtet einen weiteren Wandel. «Ein neuer Trend ist, dass die Aussteller die Messe nutzen, um ihr Image zu pflegen und Mitarbeiter zu rekrutieren.» So nutzen auch in diesem Jahr verschiedene Blaulichtorganisationen die Plattform, um sich der Bevölkerung zu präsentieren. Noch bis am Sonntag, 19. November dauert die Winti-Mäss. ⋌Sandro Portmann
www.wintimaess.ch
Lade Fotos..